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Ein ganzes Leben voller Musik und Tanz

Caterina Valente feiert am Samstag ihren 75. Geburtstag - Ehrentag ohne großen Rummel

Lugano (dpa/WB/wosch). Wer war zuerst da? Das Wirtschaftswunder oder Caterina Valente? Die Valente habe der Wiederaufbau-Ära der Bundesrepublik aus der Seele gesungen, schrieb einer ihrer Bewunderer, der Publizist und Schriftsteller Dieter Bartetzko. Am Samstag wird der Superstar Caterina Valente 75.

Das Sing-, Tanz- und Spieltalent war eine deutsche Schlagersängerin, als das Wort noch keinen negativen Beigeschmack hatte. Für ihre große internationale Karriere ist die Vielgeehrte vor wenigen Wochen bei der Bambi-Verleihung ausgezeichnet worden.
Um das in Paris geborene Kind einer italienisch-spanischen Artistenfamilie (Vater Giuseppe war der Akkordeon-Virtuose »Di Zazzo«, Mutter Maria zählte zu den besten weiblichen Musik-Clowns der Welt) ist es ruhig geworden. Das Schweizer Fernsehen muss den bei Lugano im Tessin lebenden Star mit einer vierteiligen Sendung aus dem Jahr 1993 ehren - sie war und ist nicht zu erreichen.
Nach Auskunft ihres Münchener Agenturbüros hat sie sich in ihr Haus in den USA zurückgezogen. »Sie mag den Rummel nicht mehr«, hieß es dort. Keine Interviews, keine Fotos - aber es gehe ihr gut.
Rummel hat sie früher immer gesucht - und auch kräftig dafür gesorgt. Weit mehr als 1000 Fernsehauftritte und 1500 Lieder, etwa »Ganz Paris träumt von der Liebe« (1955), hat sie zu bieten. Sie - das ist ein Multitalent, das sich nie schonte.
Nur wenige Deutsche wissen vermutlich, dass die Valente in den USA das »Malaguena-Girl« genannt wurde. Ihren erfolgreichsten Schlager hat sie mehr als 13 000 Mal gesungen.
Mit der deutschen Fassung gelang ihr dann auch in Deutschland der Durchbruch. Der unvergessliche Perry Como oder Frank Sinatra waren des Lobes voll über die Sängerin, die sich musikalisch immerhin in zwölf und privat in sechs Sprachen ausdrücken kann.
Bis in die 60er Jahre war Caterina Valente die wohl populärste Schlagersängerin in Deutschland. »Fiesta Cubana« (1955), »Wo meine Sonne scheint« (1957), »Spiel noch einmal für mich, Habanero« (1958), »Tschau, Tschau Bambina« (1959) waren nur einige der Ohrwürmer, die nicht nur jedes Kind auf der Straße trällerte und die auch die Sehnsucht der Deutschen nach Vergessen und Urlaub widerspiegelten. Das Hauptaugenmerk legte Caterina Valente immer auf südamerikanische Musik.
Schon als Fünfjährige, nachdem sie eine russische Ballettschule in Paris besucht hatte, stand sie zusammen mit ihren Geschwistern im Zirkusrund. In der Arena wurde sie auch entdeckt und sang sich dann von Erfolg zu Erfolg. Ihren ersten Gesangsauftritt hatte sie 1937 in Stuttgart, ihre Fernsehpremiere 1939 (!) in Italien, während die Familie ständig auf Tournee in ganz Europa war und die kleine Caterina dabei auch vom regelmäßigen Schulbesuch abgehalten wurde.
Ihre Begabungen - Sprachtalent, eine unbändige Lust am Tanzen und Singen - wuchsen sich dennoch oder gerade deswegen prächtig aus. Später immer an ihrer Seite, Lieblingsbruder Silvio Francesco, der am 20. August 2000 im Alter von 73 Jahren starb.
Die Namen der Musiker und Künstler, mit denen die Valente zusammen gearbeitet hat, lesen sich wie das Who is Who der Showbranche: Peter Alexander, Peter Frankenfeld, Hasi Osterwald, Max Greger oder Kurt Edelhagen. Ihre Fernsehshows »Musik ist mein Leben«, »Bonjour Catrin« oder »Verliebt in Musik« erreichten traumhafte Einschaltquoten. Außerdem wirkte sie in zahlreichen Filmen und Fernsehserien mit.
Alles in allem ein erfülltes Musik-Leben, das sie sich nach eigenen Angaben auch wohl nie hätte anders vorstellen können.
In diesem Leben wurde die Künstlerin mit Auszeichnungen und Ehrungen geradezu überhäuft - Goldene Schallplatten, Fernsehpreise und das Große Bundesverdienstkreuz zählen unter anderem dazu. Die Freude darüber teilen kann sie mit zwei Söhnen. Aus der von 1952 bis 1971 dauernden Ehe mit dem Jongleur Eric van Aro (Gerd Scholz) stammt Eric Philip Bruno, der 1958 geboren wurde. Nach der Scheidung von Aro heiratete Caterina Valente 1972 den 16 Jahre jüngeren britischen Filmkomponisten und Pianisten Roy Budd. Die Ehe, aus der 1974 ihr zweiter Sohn Alexander hervorging, wurde 1979 ebenfalls geschieden.

Artikel vom 11.01.2006