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Falsch behandelt?

Scharons Vorerkrankung zu spät erkannt


Jerusalem (dpa). Nach einer weiteren Narkoseverringerung haben sich bei dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon gestern weitere Körperfunktionen zurückgemeldet. Israelische Medien berichteten, der 77-Jährige habe erstmals auch seine linke Körperhälfte bewegt.
Den behandelnden Ärzten zufolge schwebt Scharon nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr. Es werde aber noch einige Tage dauern, bis Scharon ganz aus dem künstlichen Koma geholt worden sei, sagte der israelische Narkosearzt Joram Weiss vom behandelnden Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus.
Unterdessen verschärfte sich eine Diskussion um mögliche Behandlungsfehler. Die israelische Zeitung »Haaretz« schrieb, Scharon leide an einer Erkrankung der Hirnblutgefäße, die vermutlich seinen schweren Schlaganfall ausgelöst habe. Diese Krankheit gilt als häufige Ursache von Hirnblutungen im höheren Lebensalter. Bei einer früheren Diagnose hätten Ärzte in diesem Fall sicherlich auf die Gabe von Blutverdünnungsmitteln verzichtet.
Bei Scharons erster Behandlung im Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus nach seinem leichten Schlaganfall im vergangenen Monat sei die Krankheit nicht festgestellt worden. Erst bei den jüngsten Computertomographien seien Ärzte darauf aufmerksam geworden, zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten, an der Behandlung Scharons beteiligten Mediziner, der dies als »schlimmen Patzer« bezeichnete. Ein Krankenhaussprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Artikel vom 11.01.2006