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Das kleine Juwel Bunjaku

Luhukay hält große Stücke auf ihn

Von Matthias Reichstein
Costa Ballena (WB). Wenn Paderborns Trainer Jos Luhukay über seinen neuen Stürmer spricht, leuchten die Augen noch ein bisschen mehr als sonst. Dabei ist Albert Bunjaku gerade mal 22 Jahre alt, kommt vom Schweizer Erstligisten SV Schaffhausen und traf in der Hinrunde nur einmal.

»Er ist aber vielleicht ein kleines Juwel«, hält der Holländer große Stücke auf den ungeschliffenen Kosovo-Albaner mit Schweizer Pass, der seit 1991 am Bodensee lebt. Was Paderborns Coach so begeistert, wird schon nach ein paar Trainingstagen im spanischen Costa Ballena deutlich: Bunjaku ist antrittsschnell, verfügt über eine ausgezeichnete Technik, ist offensiv vielseitig einsetzbar und hat das richtige Gefühl für die entscheidende Situation auf dem Platz. Oder anders ausgedrückt: Albert Bunjaku besitzt Torinstinkt.
24, 14, 1 - seine Torquote der vergangenen drei Jahre sagt allerdings etwas anderes. In der höchsten Schweizer Profiliga ging die Tendenz zuletzt stetig nach unten. Eine Entwicklung, die Luhukay in Deutschland allein schon mit einer anderen taktischen Ausrichtung stoppen will: »Albert musste immer mehr Defensivaufgaben übernehmen und wurde so seiner eigentlichen Klasse beraubt.« Ähnlich begründet auch der Rechtsfuß den Tiefflug seiner Formkurve: »Als Stürmer brauchst du das Vertrauen des Trainers. Das wurde immer weniger, die Trennung war deshalb der richtige Schritt«, beschreibt der Profi seinen persönlichen Reinfall am Rheinfall.
Den vorzeitigen Abschied ihres Torjäger-Talents ließen sich die Schweizer noch mit 25 000 Euro versüßen, ob die Paderborner das Geld gut angelegt haben, werden die nächsten Wochen zeigen. Ausgestattet mit einem Vertrag nur bis zum Saisonende, geht Bunjaku auf jeden Fall das größere Risiko ein. »Das zeigt mir aber deutlich, dass der Spieler brennt und den Erfolg sucht«, hat Luhukay Bunjakus Bereitschaft, alle Bedingungen zu akzeptieren imponiert.
Der Torjäger selbst unterstreicht die These des Trainers, indem er als einziger das Wort »Aufstieg« auch öffentlich als persönliches Ziel nennt. »Der Klassenerhalt ist Pflicht, der Aufstieg mein Ziel«, sagt der Jung-Ehemann, der Frau Arijeta schon in Kürze nach Paderborn holen will.
Mannschaft und Liga kennt Bunjaku bislang allerdings nur aus den Berichten im DSF, mit dem Angebot aus Paderborn wurde er über die Weihnachtstage auf Bali überrascht. Gezögert hat er dennoch keine Sekunde. »Die Bundesliga war immer mein großes Ziel.« Außerdem hat der SCP den früheren U21-Nationalspieler überzeugt: »Der SC Paderborn ist absolut stark rübergekommen. Als mein Wechsel bekannt wurde, gratulierten mir Mitspieler und Freunde per E-Mail, die vor sechs Monaten noch nicht mal den Namen Paderborn kannten.«
Das war übrigens bei Bunjaku etwas anders. Der spielte bei den Eidgenossen mit seinem Landsmann Thomas Weller zusammen, der bis zum Oberliga-Abstieg 2000 selbst einmal das SCP-Dress trug, den Durchbruch aber nicht schaffte. Entsprechend groß ist der Respekt bei Bunjaku. Das freie Trikot mit der 9 lehnte er ab, griff sich lieber das Hemd mit der Nummer 23 und hofft auf bessere Zeiten. Denn die 9 hatte ihm schon zuvor in Schaffhausen kein Glück gebracht.

Artikel vom 11.01.2006