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Die neue Wohnung ist »glocal«

Einflüsse aus der globalisierten Welt - Möbel werden bunter und dunkler

Von Bernhard Hertlein
Köln (WB). Die neue Möbelwelt ist dunkler und bunter. Kurz vor Beginn der IMM Cologne (16. bis 22. Januar 2006) kündigte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, gestern in Köln an: »Knallig bunt wird immer beliebter.«

Im Bereich der oft hoch glänzenden Lackmöbel finden die knalligen Farben einen teilweisen Ausgleich in der Kombination mit Echtholz. Bei den neuen Polstermöbeln dominieren Klaas zufolge starke Unis in Rot und Orange. Weitere Favoriten sind Hellblau sowie Schwarz-Weiß. Florale Muster, aber auch Streifen und Karos befinden sich im Vormarsch.
Obwohl die hellen Hölzer bei den Möbeln weiter vorherrschen, steigt die Nachfrage nach dunklen Tönen wie Nussbaum, dunkle Eiche und dunkle Kastanie. Vorbei ist offenbar auch die Zurückhaltung der Verbraucher bei tropischen Hölzern. Immer häufiger ziehen Zebrano, Makassar, Palisander, Teak und Wengé in deutsche Wohnzimmer.
Dies entspricht, wie Klaas erklärt, auch einem ganz neuen Trend, der sich »Glocal« nennt. Das Kunstwort setze sich aus »global« und »lokal« zusammen. Durch Fernreisen, aber auch in Filmen, Büchern und im Internet hole sich der Einrichter von heute Anregungen aus den unterschiedlichen Kulturen.
Die Globalisierung treibe die Vermischung von Kulturen und Stilen voran. Wie der Amerikaner traditionell mit seiner Kuckucksuhr so verbinde der Deutsche mit einem Kunstgegenstand aus Afrika und mit einem exotischen Einzelmöbel aus Asien besondere Gefühle und Erinnerungen.
Ob exotische Dekoration oder einzelnes Möbel - alles wir zum »Storryteller« (Geschichtenerzähler): Der Gebraucher verbindet damit eine erlebte Geschichte - und vielleicht auch eine Erwartung oder Hoffnung an die Zukunft. Bei der Vermischung der Stile spielten Kuba, Marokko, Indien und ganz allgemein der Orient eine führende Rolle. Klaas ist überzeugt: »Der Glocal-Stil wird ein Riesenthema.«
Nach sieben Krisenjahren konnte die deutsche Möbelindustrie nach ersten Schätzungen im vergangenen Jahr endlich wieder ein spürbares Plus von voraussichtlich 1,8 bis 2,0 Prozent erzielen. Zugelegt haben die Hersteller allerdings vor allem im Export. Zwischen Januar und September stiegen die Ausfuhren um 4,6 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. »Das heißt, schon jedes dritte in Deutschland produzierte Möbel wird mittlerweile im Ausland verkauft«, sagt Klaas. Insgesamt beschäftigten die 1159 Möbelbetriebe etwa 123 600 Mitarbeiter.
Vor Beginn der Internationalen Möbelmesse in Köln beschreibt der Sprecher der Industrie die Ausgangslage für die Branche als »ausgesprochen gut«. Es gebe sogar begründete Hoffnung auf eine Trendwende im Inland. Generell habe die Wohnung für die Deutschen im internationalen Vergleich einen sehr hohen Rang. Dazu komme, dass die für 2007 angekündigte Mehrwertsteuererhöhung in der zweiten Jahreshälfte 2006 wohl zu vorgezogenen Möbelkäufen führen werde.
Im vergangenen Jahr kamen 125 000 Besucher zur IMM Cologne. Da in diesem Jahr die Küchen-Hersteller weitgehend fehlen, geht Klaas 2006 von etwa 120 000 aus.
Zugleich mit und unter dem Dach der Möbelmesse findet die »D3 Design Talents« statt. Hier zeigen junge Designer in Halle 8 ihre Vorstellungen vom »Möbel der Zukunft.«.
www.immcologne.de

Artikel vom 11.01.2006