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Die WM auf Großleinwand:
Geld und Standort gesucht

Offene Fragen beim Fan-Gemeinschaftserlebnis

Bielefeld (bp). Können Bielefelds Fußballfans die Spiele der Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis zum 9. Juli auf einer Großleinwand live verfolgen oder nicht? »Wir möchten - aber die Finanzierung steht noch nicht einmal ansatzweise«, sagt bedauernd Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing.

Die Bielefeld Marketing ist auf Sponsoren- und auf Standortsuche. Wunschstandort sei das Neue Bahnhofsviertel, erklärt Hans-Rudolf Holtkamp: »Die Treppenanlage dort könnte als Tribüne genutzt werden.« Zudem wisse er, dass die Anlieger hinter dem Projekt stünden. Eine zweite Möglichkeit, bei WM-Spielen in Gesellschaft zahlloser Gleichgesinnter vor einer Großleinwand mitzufiebern (»Public Viewing«), biete das ehemalige Hallenbadgrundstück am Kesselbrink.
Der Standort solle zwar innenstadtnah, aber nicht unmittelbar in der Innenstadt sein, betont Holtkamp. »Schon aus Lärmschutzgründen.« Deshalb sei der Rathausplatz ausgeschieden. Mehr Kopfzerbrechen als der Standort für die Leinwand bereite ihm die Finanzierung. Holtkamp: »Technik, Sicherheit und Reinigung kosten rund 250 000 Euro.« Er versuche jetzt, mit dem TV-Sender »Premiere« in Verhandlungen zu treten: »ÝPremiereÜ plant, in mehr als zehn deutschen Städten mit Großleinwänden für die Weltmeisterschaft zu begeistern.« An Kosten blieben aber selbst dann, wenn Bielefeld dabei wäre, noch immer »150 000 Euro mindestens«. Geldgeber zu gewinnen, sei besonders schwierig, weil FIFA-Sponsoren und nationale Finanziers einen besonderen Schutz genössen. So dürften nur bestimmte Biermarken oder Geldinstitute auch mittelbar mit der WM werben.
Während die Stadt Münster sich mit 100 000 Euro an einer WM-Großleinwand beteiligt, die Stadt Bochum mit 200 000 Euro, steht für Holtkamp fest: »Hier in Bielefeld bleibt die Kommune außen vor - Geld für eine solche Aktivität ist einfach nicht vorhanden.«
Auch im benachbarten Gütersloh werde es eine WM-Übertragung aller Spiele auf Großleinwand geben. Holtkamp: »Der Stadt fällt das in den Schoß - Bertelsmann finanziert das Projekt zu 100 Prozent.« Er denke auch an eine Kooperation mit Arminia Bielefeld; der Verein habe bereits Interesse gezeigt.
Holtkamp betont, dass die rechtlichen Hürden sehr hoch seien, sein Eindruck sei aber auch, dass die WM-Veranstalter die Bedingungen »inzwischen leicht gelockert« hätten: »Weil viele Städte Probleme haben wie wir.«
Natürlich sei es ein Gemeinschaftserlebnis für Fußballfans, die nicht das Glück hätten, eines oder mehrere WM-Spiele live im Stadion zu erleben. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Risiken. Als erstes nennt Holtkamp das Wetter: »Wenn es regnet, wird jeder lieber vor dem heimischen TV-Gerät bleiben.«
Er wisse zudem, dass die Bielefelder Gastronomie nicht eben jubeln würde, würden alle WM-Spiele zum Nulltarif auf Großleinwand zu sehen sein. Holtkamp: »Bei solch großen Fußballturnieren waren Lokale mit TV-Übertragung natürlich immer rappelvoll.«

Artikel vom 10.01.2006