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»Ich bitte um Verzeihung«

Entführerin des Säuglings Laureta steht vor Gericht

Köln (dpa). Acht Monate nach dem spektakulären Entführungsfall des Säuglings Laureta hat die Angeklagte die Tat gestanden und beim Vater des Kindes um Verzeihung gebeten.

»Ich möchte mich vom Herzen dafür entschuldigen. Es tut mit sehr leid«, sagte sie zu Prozessbeginn gestern vor dem Kölner Landgericht. Die Mutter von fünf Kindern ist wegen Entziehung einer Minderjährigen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit angeklagt.
Zum Zeitpunkt der Entführung des Mädchens aus einem Leverkusener Krankenhaus soll bei der Frau eine Scheinschwangerschaft vorgelegen haben. Der Säugling war vier Tage nach der Entführung in einem Aufzug eines Hauses in Düren nahe Aachen gesund gefunden worden.
Die 39-Jährige sagte, sie sei am Morgen der Tat mit Schmerzen in die Leverkusener Klinik gegangen, ohne die anschließende Entführung geplant zu haben. Dann sei sie in das Zimmer gegangen, in dem der gerade mal fünf Stunden alte Säugling und die Mutter des Kindes lagen. »Es war reiner Zufall, ich bin in irgendein Zimmer mit offener Tür gegangen«, erklärte die Frau, die zu Prozessbeginn angespannt wirkte.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte die 39-Jährige - mit weißer Kleidung als Hebamme getarnt - der Mutter zur Geburt des Kindes gratuliert. Dann soll sie das Mädchen aus den Armen der Mutter genommen haben, weil das Kind angeblich Hunger habe und in das Kinderzimmer müsse.
»Ich weiß nicht, was da passiert ist«, schilderte die Frau diesen Augenblick. Nach den Worten von Staatsanwalt Tino Seesko wickelte sie das Kind in ein mitgebrachtes Badetuch und nahm es mit, »um es als eigenes Kind aufzuziehen«. Die dunkelhaarige Frau betonte: »In diesem Augenblick war das mein Kind«. Anschließend habe sie sich in einen Zug nach Köln gesetzt und eine Kirche besucht. Dort will sie erstmals realisiert haben, was passiert sei. »Es war, als ob ich aufgewacht bin. Ich war schockiert von mir selber«, schilderte sie.
»Es ist nicht einfach, die Entschuldigung anzunehmen«, sagte der Vater von Laureta.
Der Prozess dauert voraussichtlich bis zum 29. Januar. Als Strafmaß ist nach Angaben eines Gerichtssprechers rechtlich eine Freiheitsstrafe von maximal fünf Jahren möglich.

Artikel vom 10.01.2006