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Frau in Kaserne
vergewaltigt

Soldat muss für fünf Jahre in Haft

Von Christian Althoff
Augustdorf (WB). Zu fünf Jahren Haft hat das Landgericht Detmold gestern einen Stabsunteroffizier der Bundeswehr verurteilt. Er hatte in der Rommel-Kaserne in Augustdorf (Kreis Lippe) eine Kantinenpächterin gefesselt und vergewaltigt.
Christa Brinkforth-Pekoch hatte sechs Jahre und neun Monate gefordert.

»Ich habe mich in der Kaserne immer sehr sicher gefühlt«, berichtete Monika W. (60), die eine der beiden privat betriebenen Kantinen gepachtet hat. Deshalb ließ sie auch immer die Tür unverschlossen, wenn sie morgens um 3.45 Uhr mit den Vorbereitungen fürs Frühstück begann - bis am 7. Juli plötzlich ein maskierter Mann mit einem Messer in der Hand vor ihr stand. »Ich täuschte eine Ohnmacht vor und hoffte, dass er fliehen würde«, erinnerte sich das Opfer. Doch der Täter fesselte die Frau an den Handgelenken und ließ die Jalousien der Kantine herunter. Dann zerriss er der wehrlosen Frau die Unterwäsche und missbrauchte die 60-Jährige.
»Ich hatte einen Blackout und kann mich an nichts erinnern«, sagte Stabsunteroffizier Frank G. (28) gestern und versuchte so, sich eine detaillierte Aussage zu ersparen. Doch der Vorsitzende Richter Michael Reineke machte dem Zeitsoldaten eindringlich klar, dass ohne umfassendes Geständnis »ein paar Jahre mehr« drohen. Da gab der Angeklagte seine Strategie auf und sagte aus.
Heimschläfer Frank G., der bei seiner Mutter in Hamm lebt, hatte sich zu Hause unmittelbar vor der Tat einen Pornofilm aus dem Internet heruntergeladen und angesehen. Dann hatte er eine Sturmhaube, Handschuhe, eine Kordel, ein Messer und ein Kondom eingepackt und war nach Augustdorf gefahren, wo er sich in die Kantine schlich. »Ich mag ältere Frauen. . .«
Nach dem Verbrechen hatte das Opfer geglaubt, den Soldaten an seiner Stimme erkannt zu haben. Gewissheit brachte schließlich ein Gutachten des Landeskriminalamtes. Wissenschaftler fanden nämlich auf einer Jeans des Soldaten acht Polyesterfasern, die vom Pullover der Frau stammten, und an dem Pullover drei Fasern der Jeans.
»Seit der Tat liegen meine Nerven blank«, schilderte Monika W. dem Gericht. Sie schließe sich ein und zittere oft. »Zwei Ärzte haben mir nicht helfen können.«
Mit der Strafe blieb das Gericht unter der Forderung von Staatsanwältin Christa Brinkforth-Pekoch, die für sechs Jahre und neun Monate plädiert hatte. Verteidiger Georg Schulze hatte dreieinhalb Jahre für ausreichend gehalten.
Die reguläre Bundeswehrzeit des Zeitsoldaten endet am 28. Februar.

Artikel vom 10.01.2006