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Es geht um Mozarts Kopf

Keine Übereinstimmung bei DNA-Analyse gefunden

Wien (dpa). Der seit mehr als hundert Jahren in Salzburg aufbewahrte angebliche Schädel von Wolfgang Amadeus Mozart bleibt geheimnisumwoben.
Das Rätselraten um Mozarts Kopf hält an.

Eine vom Österreichischen Rundfunk ORF in Auftrag gegebene DNA-Untersuchung des Zahnmarks aus dem Schädel und ein Vergleich mit DNA aus Knochenresten mehrerer Skelette aus dem Mozartgrab in Salzburg erbrachten nach einem ORF-Bericht vom Sonntagabend keinerlei Übereinstimmung.
Zwar ist nach der aufwendigen Analyse durch das Pathologische Institut der Universität Innsbruck weiterhin nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dem Schädel um den des 1791 gestorbenen Komponisten handelt. Bei den aus dem Mozartgrab des Friedhofs Sankt Sebastian exhumierten Knochen handele es sich jedoch eindeutig nicht um Verwandte des Mannes, von dem der angebliche Mozartschädel stammt, sagte der Innsbrucker Pathologe Walther Parson. Die beiden zur Untersuchung exhumierten Skelette aus dem Grab seien nicht einmal genetisch miteinander verwandt.
Nach Angaben des ORF sollte es sich bei den Toten um die Großmutter Mozarts sowie eine Cousine gehandelt haben. Da alle drei untersuchten Personen nicht miteinander verwandt sind, seien jetzt verschiedene Kombinationen möglich, sagte Parson. Ein Nachweis für die Identität des angeblichen Mozart-Schädels scheint damit auch in Zukunft unmöglich.
Den Schädel hatte der Totengräber Joseph Rothmayer zehn Jahre nach Mozarts Tod aus dem Schachtgrab des Friedhofs St. Marx in Wien an sich genommen. Rothmayer sollte das Schachtgrab, in dem Mozart im Dezember 1791 mit anderen Toten beigesetzt worden war, leeren, weil es für andere Tote gebraucht wurde. Danach tauchte der Kopf erst 1842 wieder auf und ging 1868 in den Besitz des Wiener Anatomen Joseph Hyrtl über.
Längere Zeit war das gute Stück verschollen, bis es 1902 dem Mozarteum übergeben wurde. Alle wissenschaftlichen Versuche, die Echtheit des Schädels nachzuweisen, scheiterten. Eine gerichtsmedizinische Rekonstruktion beim Naturhistorischen Museum Wien Anfang der 1990er Jahre ergab lediglich, dass »nichts gegen die These spricht, dass es sich um Mozarts Schädel handelt«.
Die DNA-Analyse am pathologische Institut in Innsbruck, das im vergangenen Jahr nahezu alle europäischen Tsunami-Opfer über DNA identifiziert hat, sollte Gewissheit bringen.

Artikel vom 10.01.2006