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Vogelgrippe breitet sich aus

Jetzt 15 Infizierte in der Türkei - Reisende zur Vorsicht gemahnt

Istanbul/Berlin (dpa/Reuters). In der Türkei wächst die Zahl der Vogelgrippe-Opfer weiter. Zusätzlich zu den bekannten Fällen seien landesweit fünf weitere Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert, teilten die Behörden gestern mit. Die Zahl der Vogelgrippefälle bei Menschen in der Türkei hat sich damit auf 15 erhöht.

Die Tierseuche hat inzwischen auch den europäischen Teil des Landes erreicht. In Istanbul werden mittlerweile 23 Menschen mit Verdacht auf Vogelgrippe im Krankenhaus behandelt.
In Deutschland wurde die Suche nach illegal eingeführten Geflügelprodukten nachhaltig verstärkt. Bund und Länder wollen morgen über mögliche Gefahren und Abwehrmaßnahmen beraten.
Bei den neu erkrankten Patienten in der Türkei handelt es sich um zwei Brüder im Alter von vier und fünf Jahren, einen Zwölfjährigen und einen weiteren Fünfjährigen aus dem Schwarzmeergebiet nordöstlich der Hauptstadt Ankara. Außerdem hat sich ein 18-Jähriger aus der osttürkischen Stadt Van neu infiziert, wo bereits die drei Geschwister aus Dogubeyazit gestorben waren.
Das Virus wurde auch in Labortests auch bei Tieren in westlichen Außenbezirken von Istanbul gefunden. Dort wurden 300 Hühner vorsorglich getötet und Quarantänemaßnahmen angeordnet.
In mehreren Bundesländern wurden gestern die Kontrollen an Flughäfen verschärft und auch Reisebusse überprüft. Trotz der Ausweitung der Vogelgrippe in der Türkei hat sich die Gefahr eines Seuchenausbruchs in Nordrhein- Westfalen nach Ansicht des Landwirtschaftsministeriums nicht erhöht. »Für NRW gibt es derzeit keine neue faktische Situation«, sagte Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Nach wie vor kontrollierten Beamte Einreisende an Flughäfen und auf Busparkplätzen auf illegal eingeführte Geflügel-Produkte oder Vögel.
In der EU gilt bereits ein Einfuhrverbot für Geflügel und Geflügelprodukte aus der Türkei und anderen von der Vogelgrippe betroffenen Ländern. Außerdem soll von heute an das Importverbot für Geflügelprodukte aus den östlichen Nachbarländern der Türkei auf Federn ausgedehnt werden.
Die Bundesregierung rief Reisende zu verstärkter Vorsicht auf. Sie sollten keine Geflügelmärkte besuchen und Kontakte mit Tieren vermeiden, sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums. Das größte Risiko gehe derzeit jedoch von illegalen Transporten von Geflügel und Geflügelprodukten aus. Bund und Länder beraten noch in dieser Woche über mögliche Gefahren angesichts der Vogelgrippefälle in der Türkei. Für morgen ist ein Arbeitstreffen der Staatssekretäre zum gemeinsamen Vorgehen für den Fall der Einschleppung der Seuche durch Zugvögel geplant. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems hält das Risiko durch Zugvögel aber weiter für gering.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gibt es auch weiterhin keine Anzeichen für eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch. »Glücklicherweise bleibt es bis jetzt ein Tiervirus, das sich leicht von Huhn zu Huhn überträgt«, sagte gestern der Leiter des WHO-Influenzaprogramms, Klaus Stöhr. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 10.01.2006