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Springsteins Ost-West-Konflikt

Doping einer Minderjährigen: Prozess gegen Leichtathletik-Trainer

Magdeburg (dpa). Gestern hat gegen Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein einer der spektakulärsten Doping-Prozesse im deutschen Sport begonnen.

Springstein muss sich vor dem Amtsgericht Magdeburg wegen Minderjährigen-Dopings verantworten. Seine Rechtsanwälte bauten als Verteidigungsstrategie den Ost-West-Konflikt auf. »Das ist eine typische Sportintrige und damit auch ein Ost-West-Konflikt, da Leverkusen westlich liegt«, erklärte Springstein-Anwalt Peter-Michael Diestel nach dem ersten Verhandlungstag.
Mit seinem Hamburger Kollegen Johann Schwenn hatte er erreicht, dass anstelle der Hauptbelastungszeugin Anne-Kathrin Elbe deren Rechtsbeistand Joachim Strauss in den Zeugenstand gerufen wurde. Damit wollte die Springstein-Partei nachweisen, dass möglicherweise andere Gründe für den Wechsel der jungen Athleten im Sommer 2004 vom SC Magdeburg zu Bayer 04 Leverkusen eine Rolle spielen als die Doping-Affäre. »Es geht darum, die wirklichen Motive für den Wechsel zu klären«, sagte Schwenn. Die materiellen Anreize für den Umzug an den Rhein waren nach Aussage von Strauss eher gering: Anne-Kathrin Elbe bekam 2004/2005 eine monatliche Aufwandsentschädigung von 400 Euro.
Die Hürden-Nachwuchsläuferin hatte den Skandal ins Rollen gebracht und soll kommenden Montag vernommen werden. Das damals 16-jährige Talent hat nach der Anklageschrift von Springstein vor einem Wettkampf in den USA am 24. April 2003 zwei Andriol-Tabletten mit dem verbotenen Wirkstoff Testosteron-Undecanoat erhalten. Eine weitere Ration sei ihr bei einem Trainingslager in Zinnowitz vom 11. bis 25. Mai 2003 von ihrem Ex-Trainer übergeben worden. Auf dem Glasfläschchen habe die genaue Anwendung gestanden. Die Athletin hatte die Pillen nicht eingenommen, sondern an einen Bundestrainer weitergeben.

Artikel vom 10.01.2006