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Beben verrückt
Griechenland

Sechs Meter näher an Afrika

Athen (dpa). Das schwere Seebeben der Stärke 6,9 vom Sonntag hat Griechenland etwa sechs Meter näher an den Norden Afrikas gebracht.

»Die so genannte Griechische Platte ist nach unseren Schätzungen auf einmal um rund sechs Meter näher an Nordafrika gerückt«, sagte der Geologieprofessor der Universität Athen, Eythymios Lekkas. Im Durchschnitt näherten sich die beiden Platten jährlich nur um vier Zentimeter an. Das verdeutliche, wie stark das Seebeben gewesen sei. Nach Messungen des Seismologischen Instituts von Athen hatte die von Menschen gespürte Dauer des Seebebens im Süden Griechenlands 30 Sekunden, in Athen etwa 20 Sekunden.
Unterdessen zogen die Behörden in Griechenland eine erste Schadensbilanz. Die meisten Gebäudeschäden wurden auf der Insel Kythera in der Nähe des Epizentrums registriert. Dort weisen 50 Häuser Risse auf. Eine Kirche im Dorf Mitata ist schwer beschädigt und einsturzgefährdet. 20 unbewohnte Häuser wurden vollständig zerstört oder müssen abgerissen werden, wie die Kontrollen von Ingenieuren der Zivilschutzbehörde ergaben. Häuser schwankten jedoch nicht nur in Griechenland, sondern auch in Ägypten, auf Zypern, in Israel und Süditalien. Verletzt wurden dabei nur drei Menschen.
Leichtere Schäden wurden in der Altstadt der kretischen Hafenstadt Chania und in einigen Dörfern im Süden der Halbinsel Peloponnes festgestellt. Es bestehe jedoch keine Einsturzgefahr. Auf Kythera und auf der westlichen Seite der Mittelmeerinsel Kreta blieben am Montag die Schulen geschlossen. Die Probleme sind nach den Worten des Zivilschutzchefs Panagiotis Fourlas »weniger als ursprünglich befürchtet«.
Über eine eigenartige Erfahrung berichtete der Kapitän der Fähre »Myrtidiotissa«. Zum Zeitpunkt des Seebebens war sein Schiff fast genau über dem Epizentrum. »Ich habe als Seemann so was Eigenartiges noch nie erlebt. Das Schiff schwankte, als ob Wellen aus allen Seiten kämen«, sagte er. »Danach dachten wir, wir hätten einen schweren Maschinenschaden, da die Fähre vibrierte.« Einige Besatzungsmitglieder vermuteten, die Fähre sei auf eine Sandbank gelaufen oder sogar mit einem untergetauchten U-Boot kollidiert. Erst als er die Küstenwache kontaktierte, erfuhr er vom Seebeben.
Seismologen bezeichneten das glimpflich verlaufene Seebeben als eine Art letzte Warnung. Es sei sehr wichtig, ein bislang noch nicht vorhandenes Frühwarnsystem für Flutwellen im Mittelmeer zu installieren.

Artikel vom 10.01.2006