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Das Augenlicht wird unter die professionelle Lupe genommen

Bielefelder Augen-Diagnostik-Center diagnostiziert die häufigsten Erblindungsursachen

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Das Glaukom (»Grüner Star«) ist eine der häufigsten Erblindungsursachen. Allein in Deutschland sind etwa eine Million Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Aber auch die Diabetische Retinopathie sowie die Makuladegeneration gehören -Ê inzwischen als Volkskrankheiten weit verbreitet - zu den häufigsten Gründen für einen Sehverlust. Früherkennung und gezielte Therapie sind zur Verhinderung der Erblindung entscheidend. Seit einem halben Jahr sorgt das Augen-Diagnostik-Center (ADC) dafür, dass die Bielefelder Patienten umfassender betreut und versorgt werden können.

Damit den Patienten der zurzeit technisch bestmögliche Service der Früherkennung und Therapie von Augenkrankheiten ermöglicht werden kann, haben sich in Deutschland mehr als 1000 Augenärzte in vielen Regionen zu Apparategemeinschaften zusammengeschlossen. In bundesweit etwa 100 gemeinsam betriebenen Augen-Diagnostik-Centern (ADC) stehen modernste Geräte zur Verfügung. Auch in Bielefeld wurde im Juli vergangenen Jahres ein solches Zentrum eröffnet. 22 Ärzte der Teutostadt aus 14 Praxen können dort ihre Patienten einer umfassenden und genauen Diagnose unterziehen.
»Wir sind im ADC vor allem in drei Bereichen tätig«, erklärt Geschäftsführer Dr. Michael Froböse, Augenarzt im Bielefelder Stadtteil Jöllenbeck, die Struktur des Centers. Eine verbesserte Diagnostik und Therapiekontrolle des Glaukoms, das ist ein Sehnervschaden durch eine mangelhafte Blutversorgung des Gewebes, vielfach verursacht durch einen erhöhten Augendruck, bilden den ersten Bereich.
Zum Beispiel mit einem Laser Scanning Tomograph kann der Augenarzt bereits in einem viel früheren Stadium als bisher feststellen, ob Nervenfasern geschädigt wurden, und dann rasch wirksame Gegenmaßnahmen einleiten. Auch der Verlauf und der Erfolg einer Glaukom-Therapie lässt sich mit den High-Tech-Apparaten besser kontrollieren.
Bei der Diabetischen Retinopathie kommt es zu ringförmigen Ablagerungen der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, sowie Gefäßausstülpungen und Blutungen der Netzhaut. Diese entstehen durch die krankhaften Veränderungen der Blutgefäße beim Diabetes. »Bisher haben wir unsere Patienten zur Untersuchung dieses Bereichs in Kliniken geschickt. Dort mussten sie längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Im ADC können wir jetzt die Fluoreszenzangiographie, eine Farbstoffuntersuchung, innerhalb kürzester Zeit vornehmen«, beschreibt Dr. Froböse den zweiten Tätigkeitsbereich.
Ein noch neues Gebiet ist die umfassende Diagnose durch FIN, Fundus Imaging Network. Dabei geht es um die Früherkennung durch die Beurteilung der Netzhaut. »Nur zehn ADCs in Deutschland bieten bisher diese Untersuchungsmethode an«, so Dr. Froböse. Mit einer Netzhautkamera entstehen acht Einzelbilder, die dann zu einem großen zusammengesetzt werden. Informationen gibt die anschließende biomorphometrische Analyse, die über eine Datenvernetzung von dafür speziell geschulten Augenärzten vorgenommen wird.
Doch nicht nur die drei häufigsten Gründe für den Sehverlust werden untersucht sondern auch allgemeine Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen, die zu Gefäßverschlüssen, Herzinfakt oder einem Schlaganfall führen können, stehen im Blickpunkt der Experten. »Die Analyse der Blutgefäße, die Berechnung des Verhältnisses von Arterien- und Venendurchmesser und die Berücksichtigung allgemeiner Risikofaktoren (zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen) ermöglichen Rückschlüsse über Verengungen von Gefäßen. Denn die Blutgefäße der Netzhaut sind denen vom Gehirn sehr ähnlich«, erklärt Dr. Froböse das innovative System, das auf amerikanischen Studien (ARIC) an 12 000 Patienten beruht. Der statistischen Auswertung der Daten folgt dann eine individuelle Risikoanalyse des einzelnen Patienten. Die erfassten Messgrößen können in anonymisierter Form ebenfalls der Langzeitstudie zur Verfügung gestellt werden.
»Ein weiterer großer Vorteil ist die digitalisierte und standardisierte Methodik des ADC«, beschreibt der Geschäftsführer das Konzept, innerhalb dessen ältere Befunde mit neuen verglichen und innerhalb kürzester Zeit weitere Expertenmeinungen eingeholt werden können. Zwischen 80 und 100 Patienten pro Woche nutzen schon jetzt die Vorteile des hochtechnisierten ADC. Dabei liegen die Kosten, die auf den Einzelnen zukommen können, zwischen 70 und 140 Euro, denn nur die Farbstoffdiagnose wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
»Wir haben zurzeit Wartezeiten von drei bis vier Wochen, denn unser Zentrum ist sehr gut angenommen worden«, freut sich der Experte über den Zuspruch der Patienten. Wichtig ist aber in erster Linie der regelmäßige Besuch des Augenarztes, denn je früher eine chronische Augenerkrankung wie das Glaukom entdeckt wird, umso schneller lässt sie sich angemessen behandeln und schwere Schäden wie Erblindung vermeiden.
Das ist keine neue Erkenntnis, aber mit den hochmodernen Augendiagnostikcentren wird die Bekämpfung dieser Krankheiten noch weiter verbessert.
www.badc.de

Artikel vom 13.01.2006