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Stiftung Warentest sieht große
Mängel bei den WM-Stadien

Organisationskommitee droht nach Karten-Trubel erneutes Ungemach

Berlin (dpa). Franz Beckenbauer hoffte bei seinem Neujahrsempfang noch auf einen reibungslosen Endspurt bei den WM-Vorbereitungen, doch den Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft droht fünf Monate vor Turnierbeginn schon wieder großes Ungemach.

Die Stiftung Warentest hat bei einer Untersuchung der zwölf WM-Stadien »teilweise beträchtliche« Sicherheitsmängel entdeckt und die Organisatoren damit in arge Bedrängnis gebracht.
Beim WM-Organisationskomitee konnte man somit auf die noch nicht konkretisierten Vorwürfe vorerst nicht ausführlich reagieren. »Ich war bislang so informiert, dass es keine beachtlichen Probleme gibt«, sagte OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt. »Ich weiß, dass es eine Untersuchung gegeben hat, aber sonst nichts. Wenn es so wäre, wäre es fair, uns auch die Gelegenheit zu geben, uns zu äußern.«
Der Funktionär vermutete, dass es in erster Linie um Rettungswege gehe. Man sei vor einiger Zeit gebeten worden, diese Untersuchungen vornehmen zu lassen und habe selbstverständlich zugestimmt. Kritik an der Studie und Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit kamen allerdings von Seiten einiger Stadion-Verantwortlicher. Die Schalker Arena sei am 20. September von nur zwei Personen vier bis fünf Stunden inspiziert worden. »Da kriege ich einen Hals. Das ist zunächst mal eine reine Parole, nichts anderes«, so ein Verantwortlicher des FC Schalke 04.
Gerade die Dachkonstruktionen der WM-Stadien in Franfurt und Kaiserslautern hatten in den vergangenen Monaten für Probleme und auch international für Negativschlagzeilen gesorgt. Besondere Schwierigkeiten bereitete das Verdeck der Frankfurter Commerzbank-Arena. Beim Confed-Cup-Finale im Juni 2005 Brasilien - Argentien und vor dem Bundesliga-Spiel Eintracht Frankfurt - Schalke 04 im Oktober setzten schwere Regenfälle die Spielfläche unter Wasser.
In Kaiserslautern musste das Fritz-Walter-Stadion im Dezember für das Punktspiel gegen Eintracht Frankfurt wegen Baumängeln in der Dachkonstruktion gesperrt und mit Stützpfeilern abgesichert werden. Bis März sollen zwei Stahlträger ausgetauscht, Haarrisse überarbeitet werden. In Nürnberg rieselte Putz vom Oberrang des Frankenstadions. Die Statikprobleme wurden nach einem extra organisierten »Hüpftest« durch mehrere Hundert Fans nach Angaben der Stadionbetreiber behoben.
Neben dem Dauer-Sorgenthema WM-Eintrittskarten waren die Baumängel in den Stadien kurz vor der Auslosung der Endrunden-Gruppen am 9. Dezember ein Bestandteil der Kritik durch FIFA-Chef Joseph Blatter gewesen.
Der Weltverbandschef hatte dem WM-OK zwar eine 2+ gegeben, aber eine Nachprüfung aller Stadien zu Jahresbeginn 2006 angekündigt. »Wir werden das OK jetzt ins Gebet nehmen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, sagte Blatter. Am Freitag wollte man sich zu den neuen Entwicklungen nicht äußern.

Artikel vom 07.01.2006