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Davon lebt der
Kudamm auch

Einsatz für zwei Boulevard-Theater

Berlin (dpa). Politiker und Schauspieler wollen sich für den Erhalt der traditionsreichen Theater am Kurfürstendamm einsetzen. Wie berichtet, war den Bühnen gekündigt worden.

Zu den Unterstützern der Boulevardtheater gehört auch Kultursenator Thomas Flierl. Schon im Dezember habe es entsprechende Gespräche zwischen dem Vermieter der Räume und Flierls Staatssekretärin für Kultur, Barbara Kisseler, gegeben, sagte der Sprecher der Senatsverwaltung für Kultur, Torsten Wöhlert.
Am Freitag war bekannt geworden, dass der Komödie und dem Theater am Kurfürstendamm der Mietvertrag zum Jahresende 2006 gekündigt worden ist. Die einst von Max Reinhardt geleiteten Traditionsbühnen, zu deren Stars auch Harald Juhnke gehörte, liegen im Kudamm-Karree, das nach den Plänen des Immobilienfonds DB Real Estate (Frankfurt/Main) umgebaut werden soll. »Jetzt wollen wir die Gespräche im Januar zwischen Mieter und Vermieter abwarten, bevor wir uns wieder einschalten«, sagte Wöhlert. »Wir sind aber vorsichtig optimistisch, dass die Bühnen erhalten werden können.«
Parlamentspräsident Walter Momper (SPD) sprach sich für den Erhalt der Bühnen aus. »Wenn die Bank das durchzieht, wird sie richtig Ärger bekommen«, sagte Momper. »Die Stadt könnte sich beim Umbau bestimmungsrechtlich auf die Hinterbeine stellen.« Der ehemalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) äußerte sich ähnlich: »Die beiden Theater müssen mit einem guten Zugang für das Publikum am Kudamm erhalten bleiben«.
Bühnenautor Curth Flatow setzte sich ebenfalls für den Erhalt der traditionsreichen Theater aus. »Man kann doch unserem Boulevard nicht einfach ein Stück Boulevard nehmen«, kommentierte er. »Um diese beiden Bühnen beneiden uns viele Städte.« Schauspieler Wolfgang Völz bezeichnete die Pläne als »riesige Sauerei«. Sein Kollege Herbert Herrmann sagte, eine Schließung wäre »eine absolute Schande«. »Der Kudamm lebt von diesem Theater.«
Endgültig gezählt sind die Tage des asbestverseuchten Palastes der Republik. Ende Februar soll sein Abriss beginnen und bis Ostern 2007 soll »Erichs Lampenladen« veschwunden sein. Über die Nutzung des einstigen DDR-Prestigebaus war ein Jahrzehnt lang gestritten worden. Die Abrisskosten werden auf etwa 12 Millionen Euro veranschlagt. Davon muss Berlin 4,3 Millionen zahlen, den Rest trägt der Bund. In der Gesamtsumme sind sie Kosten für die Begrünung der Fläche enthalten.

Artikel vom 09.01.2006