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Mann mit unmittelbarer Wirkung

Jörg Immendorff ist 2006 Träger des Goslarer Kaiserringes

Kaiserringträger: Jörg Immendorf. Foto: dpa

Goslar (dpa). Der schwer kranke Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorff (60) erhält den Kaiserring 2006 der Stadt Goslar. Das gab Oberbürgermeister Otmar Hesse am Freitag beim Neujahrsempfang in der historischen Kaiserpfalz bekannt. Für Immendorff sei Kunst kein Selbstzweck. Ihm gehe es »um unmittelbare gesellschaftliche Wirkung«. Der Beuys-Schüler und langjährige Kunstprofessor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf wird den Kaiserring am 7. Oktober in Goslar entgegen nehmen.
Seit Jahren leidet der Künstler an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Im Winter 2005 wurde eine international beachtete Ausstellung Immendorffs in Berlin gezeigt. Durch einen Sex- und Rauschgiftskandal im Jahr 2003 war Immendorff auch außerhalb der Kunstszene bekannt geworden.
Zu den bisherigen Trägern des seit 1975 verliehenen Kaiserrings zählen Henry Moore, Max Ernst, Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Christo, Jenny Holzer und Robert Longo.
Immendorffs Lebenswerk stehe für eine künstlerische Haltung, »die sich in einem sehr persönlichen Realismus als Bild, Zeichnung, Skulptur und Text« konkretisiere, heißt es in der Begründung der Jury. Er sei ein vielseitiger Künstler, der sich mit radikalen Mitteln »den Überlegungen der abstrakten Kunst zu Gunsten einer politisch und sozial engagierten Anschauung« widersetze. Seine Werke seien »deutlich gegenständlich«, von »zeichenhaftem Charakter« und »surrealistischem Anstrich«. In seinem Bestreben, die Trennung zwischen Künstler und Publikum zu beheben, nehme Immendorff »den Gedanken des früheren Goslarer Kaiserringträgers Joseph Beuys ernst«.

Artikel vom 07.01.2006