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Zwei Narkoseärzte beschuldigt

Anklagen wegen fahrlässiger Körperverletzung in Vorbereitung

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold/Herford (WB). Zwei Narkoseärzte einer Gemeinschaftspraxis in Herford müssen mit Anklagen der Staatsanwaltschaft Detmold wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Körperverletzung rechnen.

Den Medizinern wird vorgeworfen, verunreinigtes Narkosemittel eingesetzt zu haben. Zur Formulierung der Anklagen wartet Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink noch auf das Gutachten eines Sachverständigen. Da der von der Ärztekammer empfohlene Sachverständige mit dem Gutachten in erheblichem Zeitverzug ist, hat der Oberstaatsanwalt eine erneute Frist gesetzt und bereits ein Zwangsgeld angedroht.
Im ersten Fall hatte ein 51-jähriger Facharzt für Anästhesie, der in Detmold wohnhaft ist, am 20. Dezember 2004 in einer Detmolder Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie verunreinigtes Narkosemittel neun Patienten bei Routineeingriffen verabreicht. Obwohl der Hersteller aus hygienischen Gründen die einmalige Nutzung der Ampulle vorschreibe, habe der Arzt diese mehrfach benutzt. Ein 17-jähriger Patient wurde dabei lebensgefährlich mit Keimen infiziert. Der Patient ist inzwischen wieder genesen. Fünf weitere Patienten klagten nach der Narkose unter Nachwirkungen.
Auch der zweite Narkosearzt aus der Gemeinschaftspraxis in Herford soll im Dezember 2004 verunreinigtes Narkosemittel verabreicht haben. Dieser Vorfall habe sich in der Praxis eines Allgemeinarztes in Lemgo ereignet, sagte Höhbrink. Die Patientin musste nach dem Eingriff zur Behandlung in das Klinikum Lemgo eingeliefert werden.
Der 51-Jährige Arzt darf derzeit unter Auflagen weiter praktizieren. Eine endgültige Entscheidung über den beantragten Entzug seiner Zulassung werde vom Verwaltungsgericht gefällt, sagte am Freitag ein Sprecher der Bezirksregierung in Detmold. Zunächst müsse aber der Ausgang des Strafprozesses abgewartet werden.
Gegenüber der Bezirksregierung hatte der Arzt eingeräumt, dass die Mehrfachnutzung der teuren Ampullen aus Kostengründen die übliche Arbeitsweise gewesen sei. Der zweite Mediziner hat sich bisher zu den Vorwürfen nicht geäußert.

Artikel vom 07.01.2006