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Leimverbindungen
waren schadhaft

Trauerfeier in Bad Reichenhall

Bad Reichenhall (dpa). Schadhafte Leimverbindungen in der Holzkonstruktion des Daches haben möglicherweise den Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall verursacht.

Nach Angaben des Traunsteiner Prüfingenieurs Walthari Fuchs waren an mindestens fünf der 20 Bruchstellen des Daches die Leimverbindungen vollständig abgelöst. »Das heißt aber noch nicht, dass wirklich Baumängel für den Einsturz verantwortlich waren«, schränkte Fuchs ein. Die Nachfolgefirma der Erbauer der Dachkonstruktion machte unterdessen Kondenswasser als mögliche Unglücksursache aus. »Das Kondensat schlägt sich in Teilen nieder. Es kann sein, dass es über die Jahrzehnte an den Hölzern nagt«, sagte der Geschäftsführer der Deuter GmbH, Joachim Netschert, der Münchner »tz«.
Nach einem »Spiegel«-Bericht war schon länger bekannt, dass die Halle in marodem Zustand gewesen ist. Die Bad Reichenhaller SPD-Stadträtin Bärbel Kofler habe bereits Monate vor dem Einsturz eine Entscheidung über die Zukunft der Anlage angemahnt. Die Polizei äußerte sich am Wochenende nicht zum Stand ihrer Ermittlungen. Sachverständige und Beamte untersuchten an der abgesperrten Unfallstelle die Trümmerteile. Auch die Vernehmung von Zeugen ging weiter.
Mehr als 1000 Menschen gedachten am Samstag in einem schlichten Wortgottesdienst der 15 Todesopfer des Einsturzes. Auch Bundespräsident Horst Köhler drückte sein Mitgefühl aus und trug sich bei einem unangekündigten Besuch in das Kondolenzbuch der Stadt ein. »Ich wollte meine persönliche Anteilnahme hier zum Ausdruck bringen«, sagte Köhler. Bei dem von mehreren Pfarrern gesprochenen Gebet in der Pfarrkirche St. Zeno gab es keine Reden, es wurden Bibeltexte und Psalmen verlesen. Für jeden der Toten wurde eine Kerze entzündet. Als Symbol der Auferstehung brannte die Osterkerze. Die offizielle Trauerfeier findet morgen statt. Das Gebet galt auch zwei Brüdern und einer Frau, die von einer Lawine an der Reiteralm kurz vor dem Unglück getötet wurden. Unter den 15 Toten nach dem Einsturz der Halle befinden sich zwölf Kinder und Jugendliche. Alle Opfer stammten aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein.
In den umliegenden Gemeinden wurden die ersten Opfer zu Grabe getragen, in Aufham fanden eine Mutter und ihre siebenjährige Tochter ihre letzte Ruhe.

Artikel vom 09.01.2006