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Koch denkt an neue Kernkraftwerke

Hessens Ministerpräsident: »Unser Land braucht billigen Strom«


Berlin (dpa). Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) ist im Streit über eine längere Nutzung der Kernkraft vorgeprescht- er will sogar den Bau neuer Atomkraftwerke grundsätzlich offenhalten.
CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer setzt auf ein Umdenken der SPD, die am Ausstieg aus der Atomenergie festhält. Der Koalitionsvertrag sei »ja nicht in Granit und Stein gemeißelt«. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dagegen in der vergangenen Woche klargestellt, dass sie am Koalitionsvertrag, der den Atomausstieg festschreibt, festhalten wolle.
Merkel sagte dem Magazin »Der Spiegel«, Deutschland müsse alles daransetzen, Energie zu sparen, und auf eine Energieversorgung aus verschiedenen Quellen setzen.
»Wir dürfen uns nicht in eine Abhängigkeit begeben«, sagte sie vor dem Hintergrund des inzwischen beigelegten Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine. Zwar werde Deutschland dauerhaft auf russisches Gas angewiesen sein, »aber eben nicht allein und nicht zu sehr«.
Koch erklärte der »Leipziger Volkszeitung« zu einem möglichen Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland: »Wir müssen uns diese Frage für das nächste Jahrzehnt offenhalten. Das ist eine technische und ökonomische, aber keine ideologische Frage.« Ein Land, das darum kämpfe, »nicht zu teuer zu werden, kann sich diesen volkswirtschaftlichen Unsinn nicht leisten, die sicheren Kernkraftwerke abzuschalten, die billigen Strom produzieren«.
Ramsauer erklärte: »Es geht ja nicht um eine Verlängerung von Atomkraftwerkslaufzeiten aus einem Atomfetischismus heraus, sondern es geht darum, wie wir die Versorgungssicherheit in unserem Land mit Energie sicherstellen.«
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, forderte, Deutschland müsse als »innovative Industrienation« die vorhandene Energie viel effizienter nutzen.Leitartikel

Artikel vom 09.01.2006