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Nun drei Vogelgrippe-Tote

In der Türkei wächst die Furcht vor einer Ausweitung

Istanbul (dpa/Reuters). In der Osttürkei ist innerhalb weniger Tage ein drittes Kind einer Familie an der Vogelgrippe gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte nach türkischen Angaben die Tierkrankheit als Todesursache.
Der 14-jährige Mehmet Ali, hier mit seinem Vater Zeki Kocyigit, starb an der Vogelgrippe.

Ärzte behandeln in der Region inzwischen mehr als 20 vor allem junge Menschen, die sich möglicherweise ebenfalls infiziert haben. Bei dem jüngsten Opfer handelt es sich Ärzten zufolge um eine jüngere Schwester der beiden zuvor verstorbenen Kinder. Die drei kamen aus einer ländlichen Gegend unweit der Grenze zum Iran und Armenien. Sie sind die ersten bekannten Todesopfer außerhalb der Regionen Südostasien und China, wo seit 2003 mehr als 70 Menschen an der Virus-Variante H5N1 gestorben sind. Die drei Kinder sind nicht die ersten Vogelgrippetoten außerhalb Ostasiens: Bereits 2003 war ein Tierarzt durch einen Geflügelpestausbruch mit dem Erreger H7N7 gestorben.
Ein Expertenteam von WHO und EU-Kommission reiste in den Osten der Türkei und die näheren Umstände der Ansteckung klären. WHO-Sprecherin Maria Cheng sagte in Genf: »Es ist möglich, dass sich alle an kranken Tieren infiziert haben, aber auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich«. Beide Möglichkeiten müssten untersucht werden. Experten fürchten, das Virus könnte sich verändern und so eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ermöglichen.
»Alle unsere Patienten hatten engen Kontakt zu Geflügel«, sagte Klinik-Arzt Ahmet Faik Oner. »Einige hatten erkranktes Geflügel in der Hand, manche spielten sogar mit abgetrennten Köpfen von Hühnern.«
»In der Region halten die Leute vier, fünf Hühner und die Hühnerställe sind klein«, beschreibt der türkischer Medizinprofessor Mehmet Doganay die ärmlichen Verhältnisse.
Ministerpräsident Erdogan forderte eine stärkere Aufklärung der Bevölkerung. »Es ist wichtig, dass sich die Leute der Gefahr bewusst sind«, sagte er. Die Prediger in den Moscheen sollten sich des Themas annehmen, die Lehrer in den Schulen über die Gefahren informieren.

Artikel vom 07.01.2006