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Gelungener Rekordversuch im Singen

Eine Chorprobe mit »6-Zylindern« und 88 Tenören führt nach einer Stunde zur Bühnenreife

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). »Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu«, singen Winne Voget, Jos Gerritschen, Tilo Beckmann, Thomas Michaelis und Henrik Leidreiter. Noch zwei Stunden bis zum Konzertauftritt. Der Soundcheck in der Stadthalle ist abgeschlossen und für fünf Sänger der A-cappella-Formation »6-Zylinder« -Ê Nummer Sechs hütet das Krankenbett -Ê sowie 88 Tenöre wird es jetzt richtig spannend.

Wird das Abenteuer gelingen, in Windeseile drei Stücke bühnenreif einzustudieren? »Wo kommt ihr alle her?«, fragt Tilo Beckmann in die Runde. »Aus Bielefeld«, tönt's zurück, doch auch in Werther, Schloß Holte-Stukenbrock, Herford und Limburg ist man dem Aufruf des Sängerbundes NRW gefolgt.
In jeder Stadt 101 Laiensänger zu rekrutieren und gemeinsam einen Auftritt zu gestalten, gehört zum neuen Geniestreich des beliebten A-cappella-Ensembles. »Der Sängerbund hat uns dabei unterstützt und die Chöre der Region aufgefordert, sich an dem Vorhaben zu beteiligen«, erzählt Thomas Michaelis. In Bielefeld haben sich immerhin 88 Tenöre sowie ein paar vereinzelte »Tenorösen«, so nennt Michaelis scherzhaft die Frauen mit Tenorstimme, eingefunden.
Auch Kreischorleiterin Annegret Rey war spontan bereit, den Auftritt zu leiten. Mittels der im Internet veröffentlichen Noten konnte sie sich auf ihr Dirigat vorbereiten. Alles weitere beherrscht die resolute Frau aus dem Eff-Eff: »Nun kommt mal weiter rum. Ich hatte schon mal einen Männerchor und bin ganz nett«, eröffnet Rey die Probe.
»Mehr Schwung, das klingt mir zu ostwestfälisch«, fordert die Chorleiterin nach dem ersten Durchlauf zu »Santa Lucia«. Auch den Abba-Hit »Thank you for the Music« lässt Rey wiederholen, während Techniker um sie herumwieseln, Kabel verlegen und Mikrophone aufstellen.
Beim »Chianti-Lied« kennt die Dirigentin kein Pardon und unterbricht mitten im Stück: »Das sind Fermaten! Da kann nicht jeder sein eigenes Tralala machen!« - »Und bitte mit Schmackes«, wünscht noch ein »6-Zylinder« und ist nach dem zweiten Durchlauf zufrieden mit der Sangesleistung und Sangeslust der Tenöre.
Jetzt nur noch ein paar Anweisungen zur Kleiderordnung, verbunden mit der Bitte, die Dalmatiner-Shirts, in denen die Sänger schließlich ihren Auftritt in der zweiten Konzerthälfte bestreiten, nicht mitzunehmen. Dann heißt es, den geordneten Abgang über die Treppe zu proben, »aber ihr wisst ja, wie das geht«, ermuntert Tilo Beckmann in kumpelhaftem Ton.
Nach einer Stunde blickt man allseits in glückliche und entspannte Gesichter. Auch Alfred Noll und Harald Klein vom Bielefelder Chor »Terz in Takt« sind zufrieden. »Wir singen einfach gern und schätzen die Ý6-ZylinderÜ«, erklären die beiden Tenöre. Auch sie haben die Noten vorab aus dem Internet heruntergeladen und ein wenig vorher geprobt.
Entspannt blickt Thomas Michaelis nach der Probe drein. Das erklärte Ziel des Ensemble-Mitglieds, Freude am gemeinsamen Singen zu wecken, ist wieder einmal gelungen.

Artikel vom 09.01.2006