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Vize Urban denkt
an WM-Verzicht

Cross-DM: Bronze für Kampeter

Von Hans Peter Tipp
Hamburg/Bielefeld (WB). Mit süßsaurer Miene stand er im gelben Stevens-Teamtrikot auf dem Podium. Viel lieber hätte er das weiße mit den schwarz-rot-goldenen Brustringen getragen: Malte Urban, absoluter Topfavorit auf den deutschen Meistertitel im Radcross, fühlte sich gestern auf Platz zwei wie der erste Verlierer.

Der Überraschungssieger bei den deutschen Titelkämpfen im Querfeldein kam in Hamburg-Harburg aus dem eigenen Stall. Johannes Sickmüller, 23 Jahre alt, fuhr dem Ostwestfalen davon.
Das entscheidende Loch riss in Runde fünf. An der kniffligsten Stelle des Parcours wählte der Herforder schon in der Abfahrt die kleine Übersetzung, wohlwissend um das Risiko, dass die Kette auch abspringen könnte. Genau das geschah: »Danach musste ich den längsten und steilsten Anstieg der Strecke herauflaufen. Den 20 bis 25 Sekunden, die ich dort verloren habe, bin ich bis zum Schluss hinterhergefahren«, sagte Urban, der bislang in diesem Winter eindeutig der stärkste deutsche Fahrer gewesen war.
»Platz zwei ist eigentlich eine Schande. Letztendlich war es aber eigenes Verschulden«, meinte der frustrierte Herforder, der gestern sogar einen Verzicht auf den WM-Start in Erwägung zog. »Ich muss mir wirklich überlegen, ob es sich lohnt, drei Wochen lang zu trainieren, um dann doch wieder nur ein Ergebnis zu erzielen, das die eigenen Ansprüche nicht erfüllt. Wenn, dann tue ich es nur für Finn Heitmann.«
Denn für den Juniorenfahrer aus Herford lief die »Deutsche« auch nicht nach Wunsch. In der U 23 musste sich Titelverteidiger Heitmann mit Rang sechs begnügen. Dennoch traut Urban seinem Teamkollegen zu, bei der WM unter die ersten Zehn zu fahren -Êund dabei möchte er gerne helfen.
Bei den Frauen gewann Hanka Kupfernagel (Werder) das 16,1 Kilometer lange Rennen am Samstag in einer Zeit von 37:39,78 Minuten und distanzierte die zweitplatzierte Birgit Hollmann aus Berlin um 2:15 Minuten. Dritte wurde die Bünderin Nicole Kampeter (41:21,70), die ebenso wie Urban und Heitmann für den RC Endspurt Herford startet.
»Ich hatte sehr gute Beine. Alles hat gepasst«, sagte Kupfernagel. Die Olympia-Zweite im Straßenfahren von Sydney 2000 hat sich für die Weltmeisterschaft am 28. und 29. Januar in Zeddam in den Niederlanden qualifiziert. »Da fahre ich nicht hin, um Fünfte zu werden«, sagte die gebürtige Thüringerin.
Ob die Bünderin Kampeter wie im Vorjahr als dritte Fahrerin das deutsche Team komplettiert, stand gestern offiziell nicht fest. Es ist aber sehr wahrscheinlich.

Artikel vom 09.01.2006