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Mutige Seniorin sucht
Mitbewohner für WG

»rückenwind« mit Konzept »Gemeinsam statt Einsam«

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Quelle (WB). Das Wohnen in einem Seniorenheim im Alter kommt für Waltraud Gundermann unter keinen Umständen in Frage. Deshalb will die agile 64-Jährige »rechtzeitig die Weichen stellen, um später nicht allein und isoliert zu sein«. Sie möchte deshalb eine Wohngemeinschaft gründen, sucht zwei weitere Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner, »die mit mir gemeinsam den Mut für eine neue, spannende Lebensform haben«.

Ein passendes Haus gibt es schon, vorbehaltlich der Zustimmung des Presbyteriums der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Quelle: das Pfarrhaus in Quelle-Brock am Grabenkamp, das im Frühjahr frei wird und nach Renovierung im Juni oder Juli bezogen werden könnte. »Ein großzügiges Haus mit reichlich Patz und in einer tollen Lage,« schwärmt Waltraud Gundermann, die auf eine baldige Vertragsunterzeichnung hofft. Unterstützt wird sie bei dem Vorhaben von »rückenwind« in Bielefeld, einer privaten Einrichtung für »ambulante und heilpädagogische Assistenz.«
Auf 176 Quadratmetern bietet das ehemalige Pfarrhaus den künftigen Bewohnern jeweils zwei Zimmer zum individuellen Wohnen. Gemeinsam genutzt wird der Wohnraum, das Esszimmer, die Küche und das Bad. Darüber hinaus stehen Gäste-WC und Dusche zur Verfügung. Waltraud Gundermann ist »WG«-erfahren, hat in Frankfurt und in Bielefeld schon mal in einer Wohngemeinschaft gelebt. »Das ist einfach Klasse,« sagt die 64-Jährige, die sich für alle Beteiligten eine Verbesserung der Lebensqualität verspricht. »Und man entkommt einer gewissen Isolation, muss nicht allein sein und kann gemeinsam altern.«
Bestimmte Voraussetzungen sollten die künftigen Mitbewohner mitbringen. »Sie sollten offen für Neues sein, ein soziales Gefühl und Solidarität haben. Und natürlich müssen wir alle zueinander passen, sollten zudem viele gemeinsame Interessen haben,« weiß die ehemals im sozialen Bereich tätige Frau zu berichten. Interessenten für die neue WG in Quelle können sich vor Ort informieren und zwar am Mittwoch, 18. Januar, um 11 Uhr im Gemeindehaus Quelle-Brock, Grabenkamp 37.
»rückenwind« bietet auch Senioren, die weitere andere Lebensformen oder einen anderen Standort im Alter wählen wollen, Unterstützung. So etwa der 65-jährigen Doris Rautenberg, die »gern in zentraler Lage in Bielefeld« mit anderen Senioren zusammen wohnen möchte. Oder Marie Beier (73), die sich zwar ein Wohnen mit anderen Senioren unter einem Dach vorstellen könnte, »aber in einer abgeschlossenen eigenen Wohnung«. Da die Nachfrage nach Senioren-Hausgemeinschaften groß ist, sucht »rückenwind« weitere Häuser oder auch großzügig geschnittene separate Wohnungen.
Geschäftsführerin Pia Paweltzik und der pädagogische Leiter Tobias Balke sehen einen Trend zum Konzept »Gemeinsam statt Einsam«. »Wir gehen davon aus, dass der Mensch im Alter einen Anspruch auf ein eigenes Zuhause hat. Denn Wohnen heißt mehr als Unterkunft und Verpflegung in den heutigen stationären Bereichen der Altenhilfe.«
»rückenwind« bietet neben der Betreuung in der Hausgemeinschaft alle notwendigen Hilfestellungen, wie Rat und Unterstützung bei der Sicherung der Lebensgrundlage und allen lebenspraktischen Fragen. »Auf Wunsch kaufen wir ein, begleiten bei Behördengängen oder Arztterminen, fördern vor allem die Selbständigkeit und Eigeninitiative«, unterstreicht Tobias Balke die Stärken seiner Einrichtung.
Der Diplom-Pädagoge weist ausdrücklich darauf hin, dass »rückenwind« kein Pflegedienst ist, dennoch ein ganzheitliches Betreuungsangebot für Senioren offeriert. »Im Bedarfsfall und nur auf Wunsch der Senioren arbeiten wir mit anderen ambulanten und stationären Betreuungsträgern zusammen. Dazu zählen soziale Dienste, gesetzliche Betreuer, Ärzte und Angehörige.« Zu erreichen ist »rückenwind« unter der Telefonnummer 0521/ 91 51 400.

Artikel vom 07.01.2006