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Sagnol sollte
Ballack danken

Hoeneß hat »Gelder verlagert«

Dubai (dpa). Die Ungewissheit um Michael Ballack hat Willy Sagnol bei Rekordmeister Bayern München einen Traumvertrag beschert.

Nach dem brasilianischen Weltmeister Lucio und Nationalspieler Sebastian Deisler profitierte der französische Verteidiger ebenfalls von dem Bestreben des deutschen Fußball-Rekordmeisters, angesichts des drohenden Verlustes von Führungsfigur Ballack am Saisonende keine weiteren Leistungsträger zu verlieren. Das habe sich der Verein bei den neuen Abschlüssen etwas kosten lassen, wie Manager Uli Hoeneß erklärte: »Wir wollten, nachdem Michael nicht unterschrieben hatte, Fakten schaffen. Die Unruhe, die durch die vielen offenen Verträge entstanden war, war nicht gut - auch nicht für die Mannschaft. Wir wollten die Baustellen abarbeiten.«
Am ersten Tag des Trainingslagers in den Vereinigten Arabischen Emiraten verkündete Hoeneß offiziell den Erfolg des Rekordmeisters im Wettbieten um Sagnol mit Juventus Turin. »Wir haben eine Einigung erzielt. Willy wird vier weitere Jahre bei uns bleiben«, sagte Hoeneß am Samstag. »Er ist ein wichtiger Baustein für die nächsten Jahre«, kommentierte Trainer Felix Magath: »Bei unseren Zielen sind so starke Spieler wie Willy wichtig.«
Dass Sagnol bei Bayern künftig zu den Spitzenverdienern zählen wird, hat er dem Zögern von Ballack zu verdanken. Das hatte sich vor Weihnachten schon für Lucio (Vertrag bis 2010) und Deisler (2009) ausgezahlt. Denn die Bayern hatten nach dem Rückzug des mit über 30 Millionen Euro dotierten Angebotes an Mittelfeldspieler Ballack vor zwei Monaten umdisponiert. »Wir haben Gelder verlagert auf andere Spieler, die wir unbedingt halten wollten. Willy Sagnol zum Beispiel«, sagte Hoeneß. »Wenn Michael unterschrieben hätte, hätten wir vielleicht bei dem einen oder anderen die Grenze tiefer gesetzt. Aber wir wollten Erfolgserlebnisse und zeigen, dass der FC Bayern eine Adresse ist und seine Spieler beieinander halten kann.«
Es ging auch um eine Demonstration der Stärke gegenüber den anderen Großclubs. Ein Jahr nach dem ablösefreien Wechsel von Robert Kovac zu Juventus Turin wollten die Bayern nicht wieder einen Stammspieler aus finanziellen Gründen zu Juve ziehen lassen. »Wir wollten Flagge zeigen: Ein FC Bayern lässt sich nicht permanent vorführen. Das haben wir uns was kosten lassen«, sagte Hoeneß.
Wenn Ballack doch bleiben sollte, wäre immer noch Geld genug vorhanden. Doch Hoeneß hat hinsichtlich Ballacks Entscheidung »kein Gefühl« mehr.

Artikel vom 09.01.2006