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Ran an die
Giftspinne

Von Laura-Lena Förster
Kirsten Borgstedt hat in letzter Zeit vielen Menschen einen Schrecken eingejagt. Mit Bildern von Haischlünden, Schlangenmäulern und vielen Giftspinnen. Sie wusste, dass 30 der 60 Versuchspersonen extreme Angst beim Anblick einer Spinne empfinden. Aber sie wusste auch, was sie tat.

Die Diplom-Psychologin benötigt das Experiment für ihre Doktorarbeit »Annäherung und Vermeidung«, die sie an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft bei Prof. Dr. Achim Schützwohl in der Abteilung Allgemeine Psychologie II, vorlegen will.
»In der Forschung geht man davon aus, dass zu Emotionen immer auch Handlungstendenzen gehören, also etwas Motorisches«, sagt Kirsten Borgstedt. »Bislang hat das aber noch kaum jemand experimentell überprüft.«
Diese Lücke versuchte sie folgendermaßen zu schließen: An einem Bildschirm wurden den Versuchspersonen - diese konnten sich übrigens freiwillig bei ihr melden - verschiedene Fotos gezeigt. Positive (eine kleine Robbe, Süßigkeiten), neutrale (Haushaltsgeräte, Besteck) und negative wie eben die Spinnen. Nach jedem Bild erschien ein Wort - entweder »hin« oder »weg«.
Und genau diesen Befehl sollten die Probanden, größtenteils Studenten, auf einem Brett mit Metallplatten umsetzen. Sprich: Bei »Hin« mussten sie die von der Mitte aus oberste Platte, bei »Weg« die unterste berühren. Alles möglichst schnell.
Die Tücke des Experiments: die Kombination aus »Hin« als Befehl und einem negativen Bild. »Die Person ist gezwungen, eine Hinbewegung, also eine Annäherung auszuführen, obwohl sie sich eigentlich lieber abwenden würde«, erklärt Kirsten Borgstedt. Die Verzögerungsszeit und auch die Fehler, die einigen unterliefen, notierte sie sich. Derzeit werden diese Daten ausgewertet.
Warum sie ausgerechnet Spinnen für ihr Experiment ausgewählt hat? »Vor denen haben viele Menschen Angst, und diese Angst ist mit Bildern relativ einfach auszulösen. Außerdem finde ich Phobien selbst sehr spannend.«

Artikel vom 10.01.2006