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Geburtshelfer
Nummer eins
der Sennestadt

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 4

Von Stefanie Westing
Sennestadt (WB). Sein größter Wunsch wurde nicht erfüllt: Wilhelm Bunte, langjähriger Bürgermeister des damaligen Senne II, starb, bevor die Sennestadt vollendet war. Heute jährt sich sein Tod zum 42. Mal.

Der Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse war ein vorbildlicher Kommunalpolitiker, der schließlich einem längeren Herzleiden erlag. Ohne Bunte wäre Sennestadt über die Geburtswehen vielleicht nicht hinausgekommen, hieß es in einem der zahlreichen Nachrufe auf den Tod damals 72-Jährigen. Bestand Senne II 1957 noch aus 5000 Seelen, hatte sich die Einwohnerzahl bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als verdreifacht - die ehemalige bäuerliche Gemarkung war ein bedeutsamer Ort geworden, der 1964 seine Stadtrechte erwartete. Tatsächlich war es erst am 15. Juli 1965 so weit: »Senne II« wurde offiziell zu »Sennestadt«. Diesen Tag erlebte Wilhelm Bunte jedoch nicht mehr.
Dabei hatte er sich stark für das Bauvorhaben der Sennestadt eingesetzt, sah sein Lebenswerk in deren Aufbau. Bunte galt als der Bürgermeister eines Dorfes, das sich als einziges im Bundesgebiet eine Stadt baute. Dem Innenminister des Landes aus Düsseldorf hatte er gesagt: »Wenn Düsseldorf eine Stadt ist, obwohl es am Ende ein Ý-dorfÜ hat, warum soll das Dorf Senne II dann nicht Senne-ÝstadtÜ heißen können?«
Geboren am 31. August 1891, trat Bunte 1919 in die Amts- und Gemeindevertretung ein und kämpfte anschließend energisch für die Belange der Gemeinde, deren Bürgermeister er bald wurde. Neben dem Bauvorhaben lagen ihm besonders die Schulen, Kultur und Sport am Herzen.
Von 1946 an war er Mitglied im Kreistag Bielefeld-Land, dessen Alterspräsident er bis zuletzt war. Er galt als charakterfest und stets dem Humor aufgeschlossen. Als jüngstes von fünf Kindern war er in der Senne geboren worden, erlernte zunächst das Schlosserhandwerk und arbeitete 44 Jahre bei der Firma Windel. Als Mitbegründer des SPD-Ortsvereins setzte er sich mit ganzer Kraft für Planung und Verwirklichung des Bauprogramms einer Sennestadt ein. Den Gemeinsinn sah er als höchstes Gut im Leben eines Ortes an und prägte das Wort von der Sennestadt, »die wir selbst zu unserer Stadt machen müssen«. Alt- und Neubürger rief Bunte dazu auf, echten Gemeinsinn walten zu lassen.
Als der 72-Jährige im Krankenhaus Gilead in Bethel starb, war er 18 Jahre Bürgermeister von Senne II gewesen, hatte die Sennestadt GmbH mitbegründet und war Aufsichtsratsmitglied geworden.
Die Beerdigung des beliebten Politikers fand am 13. Januar 1964 statt. Sein Wunsch, den er auf dem Sterbebett geäußert hatte, ging in Erfüllung: Er erhielt das erste Grab auf dem neuen Waldfriedhof. Die Trauerfeier wurde in der Oststadtschule abgehalten, weil sich die Friedhofskapelle noch im Bau befand.
Der fünfte Teil der WESTFALEN-BLATT-Serie beschäftigt sich mit einem historischen Ereignis in Senne.

Artikel vom 09.01.2006