Von Rolf Dressler Bielefeld (WB). Zu Recht wird Heinrich Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen« hoch gepriesen - und hat es zu Weltberühmtheit gebracht. Dieses Werk, vor inzwischen stattlichen fast 162 Jahren geboren, lohnt das verinnerlichende Lesen immer wieder aufs Neue. Vielleicht sogar gerade heute, anno 2006 ff. Politisch engagierte Denker pflegten Frankreichs revolutionäres Erbe.
Denn angefeuert von dem politischen und »gesellschaftlichen« Geschehen zu seiner Zeit, entwickelte Heinrich Heine (1797 - 1856) eine wahre Meisterschaft als scharfsinniger Beobachter mit besonders spitzer Feder. Einen geradezu anarchischen Zustand bescheinigte er dabei namentlich der damaligen »politischen und literarischen Zeitungsblätterwelt«. Diese werde »zuweilen mit einem Talente ausgebeutet, das ich schier bewundern muss, wahrhaftig«. Als Drahtzieher dahinter ortete Heine »eine wohlorganisierte Bande literarischer Strauchdiebe, die in den böhmischen Wäldern unserer Tagespresse ihr Wesen treiben, hinter jedem Busch, hinter jedem Blatt versteckt liegen und dem leisesten Pfiff ihres würdigen Hauptmanns gehorchen ...« Man denke: in der (bösen) Tagespresse sogar! Und in der Tat: Bevor Heines »Wintermärchen« im Herbst 1844 schließlich erscheinen konnte und sein Verleger Hoffmann und Campe überhaupt »den Einzeldruck veranstalten« durfte, musste der Schlussband der »Neuen Gedichte« den überwachenden Behörden »zu besonderer Sorgfalt überliefert werden«. Das leidige Ergebnis dieser Eingriffe von oben waren, wie Heine erbost und unverhohlen sarkastisch schrieb, diverse »neue Varianten und Ausmerzungen«. Dennoch aber bleibt »Deutschland. Ein Wintermärchen« ein Genuss, wozu in der jüngsten Ausgabe des Verlages Philipp Reclam jr. maßgeblich auch die gar trefflichen Illustrationen von Hans Traxler ihren Teil beitragen. Rundum gelungen also ist dieser 148-Seiten-Band: Heinrich Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen« bei Reclam gibt es für 14,90 Euro im Buchhandel.
Drucken