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Millionen versprochen:
76-Jähriger ist ruiniert

Architekt zahlt 68 200 Euro Vorkasse für Lotto-Gewinn

Bielefeld (WB/hz). Ihm war ein Lottogewinn von zwei Millionen Euro versprochen worden - und nun ist ein Bielefelder Architekt pleite. Der 76-Jährige hatte für den erhofften Jackpot aus den Niederlanden 68 200 Euro Vorkasse geleistet. Von den gewonnenen Millionen hat der Mann aber nie etwas gesehen.

»Der Mann ist der so genannten Nigeria-Connection auf den Leim gegangen«, erklärte gestern Polizeisprecher Martin Schultz. Diese Täter, wegen ihrer kriminellen Aktivitäten in dem gleichnamigen Land in Westafrika berüchtigt, sind der Kripo seit Jahren als trickreiche Betrüger bekannt. Die Opfer werden mit Versprechen auf millionenschwere Gewinne abgezockt.
So war es auch im Fall des Lotto-Jackpots. Am 5. Mai vergangenen Jahres war der 76-jährige Architekt per E-Mail von seinem angeblichen Zwei-Millionen-Euro-Gewinn bei der niederländischen »Lucky-Day-Lotterie« informiert worden. Diese zu deutsch »Glücklicher-Tag-Lotterie« gibt es laut Polizei wirklich, nur hatte der Bielefelder in den Niederlanden nie Lotto gespielt.
Trotzdem ging der 76-Jährige auf die Bedingungen für die Gewinnauszahlung ein. So musste der Bielefelder, gestückelt in mehrere Teilbeträge, insgesamt 60 727 Euro Vorkasse auf sechs verschiedene Konten in die Niederlande überweisen. Damit sollten, so wurde dem Mann vorgegauckelt, unter anderem Steuern bezahlt werden.
Am 13. Oktober 2005 reiste der »Lottogewinner« schließlich nach Amsterdam, um endlich seine zwei Millionen Euro abzuholen. Wieder wurde Geld gefordert - diesmal »nur« 7500 Euro. Ein farbiger »Bankmanager« präsentierte dem 76-Jährigen dann einen Koffer voller Dollarnoten. Doch die US-Währung hatte, so erklärte der Schwarzafrikaner, wieder einen Haken: Sie war angeblich mit einem Sicherheitscode bedruckt, der sich nur mit einer Spezialflüssigkeit entfernen ließ.
Immerhin erhielt der Bielefelder eine 100-Dollar-Note, um das Geld bei einer Bank auf Echtheit überprüfen zu lassen. Der Geldkoffer mit dem großem Restgewinn blieb in Holland zurück.
Und mehr hat der Architekt vom Gewinn auch nicht gesehen. Die bis zu 75 000 Euro, die er anschließend für Spezialflüssigkeit zahlen sollte, um den kompletten Zwei-Millionen-Lottojackpot vom Sicherheitscode zu befreien, konnte der 76-Jährige nicht mehr aufbringen. Seine gesamten Ersparnisse von 68 200 Euro waren für »niederländische Lottosteuern« draufgegangen - der Bielefelder erstattete endlich Strafanzeige bei der Kripo.
Von den Tätern der Nigeria-Connection gibt es bislang keine Spur, bestätigte gestern Polizeisprecher Martin Schultz auf Anfrage. Nun hat die Kripo in den Niederlanden die weiteren Ermittlungen übernommen.

Artikel vom 05.01.2006