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Verkehrsrüpel
bremst Autos aus

Ein Jahr Haft ohne Bewährung

Bielefeld (uko). Als Betrüger kassierte er vom Landgericht schon dreieinhalb Jahre Haft. Gestern legte das Amtsgericht Bielefeld ein weiteres Jahr Gefängnis nach: Der Bielefelder Patrik Sch. (25) erhielt die Strafe wegen seiner üblen Verkehrssitten. Er bremst Autos aus, schneidet andere Personenwagen und maßregelt dann die Fahrer.

Der besonnene Journalist Andreas F. (43) wird den 9. März 2005 in schlechter Erinnerung behalten: Mit seinem Ford K fuhr er an der Abfahrt Sennestadt von der Autobahn 2 ab, als er im Rückspiegel das Flackern blauer Scheinwerfer bemerkte. Der Mann verlangsamte seine Fahrt und wollte das vermeintliche Einsatzfahrzeug vorbeilassen, wurde dann jedoch vom Mercedes des Bielefelders Patrik Sch. überholt. Der Geschäftsführer einer Leasing-Firma bremste den Ford zunächst aus und verhinderte dann durch Beschleunigen und Abbremsen seiner Limousine, daß Andreas F. auf die rechte Fahrspur in Richtung Sennestadt gelangen konnte.
Als der Journalist schließlich doch abgebogen war und auf der Paderborner Straße auf die linke Fahrspur zum Abbiegen nach Lämershagen gelangen wollte, wiederholte sich das böse Spiel. Patrik Sch. bremste den Ford schließlich direkt vor der Grünlicht anzeigenden Ampel an der Kreuzung mit der Lämershagener Straße aus.
Ähnlich ruppig wurde die Bielfelderin Sabine B. am 26. Oktober 2004 auf der Herforder Straße behandelt. Patrik Sch. fuhr in einem Maserati und überholte dort trotz durchgezogener weißer Linie. Frau B. quittierte dies mit einem Blinken der Lichthupe. Daraufhin wurde sie von Sch. bis zur Talbrückenstraße mehrfach genötigt und sogar bis zur Vollbremsung ausgebremst.
In einem dritten Fall war ein Ehepaar aus Düsseldorf am 10. Januar 2005 auf der Autobahn 2 auf der Mittelspur von einem Mercedes Benz sogar aus Tempo 130 zur Vollbremsung bis zum Stillstand gezwungen worden. Frech öffnete der Fahrer die Wagentür und zeigte den »Stinkefinger«. Ermittlungen nach der Strafanzeige führten wieder zu Patrik Sch., das Ehepaar konnte ihn gestern jedoch nicht zweifelsfrei als Fahrer erkennen. Amtsrichter Wolfgang Heimann verurteilte den Mann daher »nur« wegen dreifacher Nötigung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu einem Jahr Haft.
Obendrein mußte eine Verurteilung das Amtsgerichts Pforzheim in dieses Urteil einbezogen werden: Auf der A8 bei Karlsruhe hatte Sch. einen Autofahrer auf den Standstreifen ausgebremst.
Patrik Sch., der seine Haftstrafe wegen Betruges absitzt, wird demnächst kaum Auto fahren können, der Führerschein ist sowieso eingezogen worden. Trotzdem sprach der Richter noch eine dreijährige Sperre zur Neuerteilung einer Fahrerlaubnis aus.

Artikel vom 05.01.2006