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Große Koalition
beflügelt »Kleine«

Politische Parteien haben Zuwachs

Bielefeld (bp). Bei den politischen Parteien steigen seit der Bundestagswahl die Mitgliederzahlen an. Unterstützung für Kanzlerin Angela Merkel und die Große Koalition motiviert die, die bei der CDU oder der SPD neu eingetreten sind, Misstrauen gegenüber der Großen Koalition treibt die an, die sich bei FDP, Grünen oder PDS engagieren wollen.

Auch Bielefeld schließt sich dem bundesweiten Trend an: Vor allem die CDU erlebte seit September einen überdurchschnittlichen Zuwachs. Kreisgeschäftsführer Arnold Hildebrand: »Allein im September hatten wir 19 Eintritte, im Oktober und November weitere 12.« Auch schon in den vier Wochen vor der Bundestagswahl erklärten 19 Bielefelder ihre Mitgliedschaft bei den Christdemokraten. Natürlich gebe es immer auch Parteiaustritte und Todesfälle, insgesamt habe die CDU in Bielefeld zurzeit 1602 Mitglieder.
Der Altersschnitt liege mit 56 Jahren »vergleichsweise hoch«, so Hildebrand. »Wir versuchen, noch mehr junge Menschen zu motivieren.« Wilfried Schrammen, Unterbezirksgeschäftsführer der SPD, freut sich über 20 neue Mitglieder seit der Bundestagswahl. Zwar meint er, dass Wahlen generell eine »gute Zeit« seien, um neue Mitglieder für die Partei zu werben - im Jahr 2005 habe die SPD in Bielefeld gut 100 Eintritte zu verzeichnen. Schrammen: »Sonst sind es pro Jahr um die 60.« Nach der Bundestagswahl habe es allerdings auch zwei Austritte gegeben: »Der Grund war die Große Koalition.«
Bei der FDP gingen seit September bundesweit 3000 Aufnahmeanträge ein; die Liberalen haben damit - Austritte und Todesfälle eingerechnet - 66 000 Mitglieder. In den beiden Jahren zuvor war die Mitgliederzahl dagegen geschrumpft. Ende November (die Dezemberzahlen liegen noch nicht vor) verzeichnete die Bielefelder FDP 224 Mitglieder; acht seien allein im Oktober und November hinzugekommen.
Die Kartei der Bielefelder Grünen ist auf 400 Mitglieder angewachsen. Ratsmitglied Dr. Inge Schulze: »Wir haben gute Zuwächse - vor allem bei jungen Leuten, die auch mitmischen wollen.« Der Zuwachs nach der Wahl ist ihr erklärlich: »Als Oppositionspartei muss man sich profilieren.« Bundesweit sprechen die Grünen von 2000 Neueintritten.
Auch die PDS ist zufrieden. Gut zwei Dutzend, so schätzt Ratsmitglied Barbara Schmidt, seien nach der Bundestagswahl Mitglied geworden. Ihr Eindruck: »Viele haben nach Gründung der Linkspartei wieder Mut gefasst und wollen etwas bewegen.«
Den Eindruck haben auch die anderen Parteien. Die Neuen wollten auch mitmachen, nicht nur Karteileiche sein, lautet die einhellige Meinung.

Artikel vom 05.01.2006