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Grausames Wechselbad

Meldungen über zwölf gerettete Bergleute falsch

Washington (dpa). Das Grubenunglück von Tallmansville im US-Bundesstaat West Virginia hat nach zwei Tagen verzweifelter Rettungsbemühungen mit dem Fund von insgesamt zwölf Leichen ein tragisches Ende genommen.
Tot statt gerettet: Das Entsetzen der Botschaft steht Oma Withers im Gesicht geschrieben.

Nur ein Bergmann überlebte schwer verletzt. Die Angehörigen der Kumpel durchlebten während der quälenden Wartezeit ein grausames Wechselbad der Gefühle. Drei Stunden lang glaubten sie, zwölf der 13 Verschütteten seien gerettet worden. Doch ihr früher Jubel wich blankem Entsetzen. Sie waren einer bedauerlichen Falschmeldung aufgesessen: Statt zwölf Geretteter gab es zwölf Getötete.
Elf Minenarbeiter konnten nur noch tot geborgen werden. Ein Vermisster war schon Stunden vorher tot in einem Stollen gefunden worden. Der einzige Überlebende, der 27 Jahre alte Randal McCloy, befand sich nach Angaben der Ärzte in kritischem Zustand, zeige aber Zeichen der Besserung.
Sichtlich schockierte und niedergeschlagene Angehörige der Opfer richteten in Fernsehinterviews bittere Vorwürfe an die Verantwortlichen, die den offensichtlichen Fehlinformationen nicht sofort widersprochen hätten. Selbst der Gouverneur des Bundesstaates, Joe Manchin, war zunächst von einem glücklichen Ausgang des Minenunglücks ausgegangen. Er hatte mit den jubelnden Angehörigen der Verschütteten gefeiert. »Es ist eine schreckliche Situation, aber ich kann nur betonen, dass alle Beteiligten alles getan haben, um die Leben zu retten«, sagte Manchin später. Er entschuldigte sich bei den Angehörigen für die Fehlinformation und sagte, auch die Bergung eines Überlebenden sei »ein Wunder«.
Der Geschäftsführer des Bergwerksunternehmens International Coal Group (ICG), Ben Hatfield, sprach von Kommunikationsproblemen und einer Fehlinformation auf Grund von mitgehörten Telefongesprächen zwischen den Rettungskräften unter der Erde und der Zentrale.
Nach etwa 40 Stunden Bangen und Zittern hatten die Angehörigen zunächst die Nachricht bekommen, dass 12 von 13 verschütteten Minenarbeitern in 80 Meter Tiefe lebend gefunden worden waren. Zuvor waren die Hoffnungen auf ein glückliches Ende schon dramatisch gesunken, als die Leiche des 13. Vermissten in einem Stollen gefunden worden war.
Seit der Explosion in dem Kohlebergwerk in Tallmansville nordöstlich von Charleston am frühen Montagmorgen hatte es bis zuletzt kein Zeichen überlebender Minenarbeiter gegeben.

Artikel vom 05.01.2006