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Offen und öko in ein besseres Leben

Jugendumweltkongress: Workshops für die Gesellschaft der Zukunft

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Angeregt und offen - vor allem herrschaftsfrei - über ökologisches Bewusstsein, über politische Utopien und über neue Formen der Bildung zu sprechen, ist das Ziel des Jugendumweltkongresses (Jukss). Er findet diesmal im Oberstufenkolleg statt.

Seit dem Ersten Weihnachtstag haben sich im OS bis zu 400 junge Menschen zu Workshops getroffen. Bis zum Samstag wollen die Teilnehmer aus der gesamten Republik - Schüler, Studenten, Mitglieder von Umweltorganisationen und andere an aktuellen Themen Interessierte - ungezwungen ihre Ideen austauschen.
»Wir empfangen hier neue Anregungen, die wir als Multiplikatoren in die Gesellschaft tragen können«, sagt Philipp Grunwald (21), der in der Nähe von Berlin mit Gleichgesinnten alternative Formen des Zusammenlebens auslotet. Ein selbstverwaltetes, eigenbestimmtes Leben ist das manchmal gar nicht so utopische (Traum-)Ziel, das beim Jukss unmittelbar ausprobiert wird.
»Einen Stundenplan gibt es hier nicht, Workshops und Gesprächsrunden entstehen oft spontan«, erklärt der Programmierer Sven Kronenberg (31), wie Grunwald einer der informellen Organisatoren des Kongresses.
Man nächtigt in der Turn- und in der Gymnastikhalle des Kollegs; eine von allen unterstützte Gruppe sorgt in Cafeteria und Kochzelt für die Verpflegung. Oberstes Gebot auch bei der Ernährung: kein Allerweltskonsum. »Fleisch und Dosen werden zwar nicht gleich eingesammelt, aber wir wünschen uns durchaus vegetarische, eventuell gar vegane Kost«, meint Sabine Steldinger (22), die gerade ihr freiwilliges ökologisches Jahr ableistet, für eine neue Bildung eintritt (»selbstbestimmtes Lernen«) und als überzeugte Autodidaktin lebt.
»Wenn wir die Lust am undogmatischen Denken im Bewusstsein der Menschen verankern können, haben wir viel erreicht«, sagt Mandus Craiss (22), Politikstudent aus Tübingen. Diesem Ziel fühlt sich der Jukss, es ist bereits der 13. seiner Art, verpflichtet. Der Kongress begann in der Trägerschaft der von BUND und Naturschutzjugend, jetzt koordinieren die »Jugendaktionstage e.V.« den Jukss - diesmal zusammen mit dem AStA der Uni Bielefeld.
Ein Problem sind die Finanzen. Bis zum 3. Januar wurden 14 500 Euro eingenommen, prognostiziert ist ein Etat von gut 20 000 Euro. »Wir werden wohl unsere Rücklagen aus früheren Kongressen verbrauchen müssen«, fürchtet Philipp Grunwald.

Artikel vom 05.01.2006