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Die Zeit kann zum schlimmen Faktor werden

Der Dinosaurier-Park in Münchehagen fürchtet den Frost in den wertvollen Fußspuren

Münchehagen (dpa). Die etwa 140 Millionen Jahre alten Dinosaurierabdrücke aus dem Steinbruch in Münchehagen (Kreis Nienburg) sind durch Frost stark gefährdet.

»Wenn sich in den Spuren Wasser sammelt und gefriert, kann der Stein reißen«, sagte der Leiter des Dinosaurier-Parks in Münchehagen, Bernd Wolter, und bestätigte damit einen Bericht der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« von gestern. Die 176 Fußspuren, die in der Fachwelt als einzigartiger Fund gelten, müssten schnellstens geborgen und trocken gelagert werden. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesmuseums steht aber nicht genügend Geld zur Verfügung, um mehr Personal zu beschäftigen.
Die Zeit ist unser schlimmster Faktor«, sagte Wolter. Ein Abdecken der Fährten von den Pflanzen fressenden Arten Iguanodon und Theropoden sowie Raubsaurieren helfe nicht. »Das Wasser kommt auch von unten in den Stein.« Um die Fußspuren zu sichern, seien sie mit einem bauschaum-ähnlichen Material ausgegossen worden, damit sich möglichst wenig Wasser ansammeln kann.
Auch die Geowissenschaftlerin im Niedersächsischen Landesmuseum, Annette Broschinski, ist besorgt. »Wir haben hier ein erdgeschichtlich einmaliges Zeugnis, das dokumentiert werden muss.« Es fehle allerdings an finanziellen Mitteln und Personal, um die Fährten zu erhalten. Deshalb seien bereits im vergangenen Jahr Abgüsse der Spuren mit Hilfe einer Gummimasse gefertigt worden. »Die Abgüsse sind wichtig, denn beim Herausschneiden der Abdrücke können sicher nicht alle Originale gerettet werden«, sagte die Wissenschaftlerin.
Dinopark-Chef Wolter hofft, die Fußspuren im Frühjahr herausschneiden zu können. Eigentlich sollte dies schon Anfang Oktober 2005 geschehen, verzögerte sich aber wegen Personalmangels. »Wir arbeiten mit nur vier Leuten und tun alles, um die Fährten zu erhalten«, versicherte Broschinski. Händeringend werde nach einem Sponsor gesucht, der die Forschung mit Geld und auch mehr Leuten unterstütze.
Insgesamt haben die Forscher im August des Jahres 2004 in dem Steinbruch, etwa 50 Kilometer nordwestlich von Hannover gelegen, Spuren auf 80 Quadratmetern Fläche entdeckt. Diese gehören etwa 16 Tieren und sind zum Teil bis zu 40 Zentimeter groß. Weitere Fährten aus der unteren Kreiddezeit werden in den Sandsteinschichten vermutet.

Artikel vom 04.01.2006