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Kampmann zieht die Landwirte an

Bielefelder Familienunternehmen erschließt neue Märkte

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Kampmann weiß, was Bauern wünschen«, erklärt der Chef augenzwinkernd und präsentiert die einzigartige Kollektion für den modernen Landwirt: Weste, Overall, Anorak und T-Shirt. »Die Resonanz hat uns alle überwältigt«, sagt Textilveredler Jürgen Kampmann (47). Seit der Fachmesse »Agritechnica« stehen in Bielefeld die Stickmaschinen nicht mehr still. Veredelt wird für Kverneland - die Kollektion für den nach eigenen Angaben weltweit führenden Agrartechnik-Ausrüster kommt vom Teuto.

»Keine Angst vor großen Namen«, sagen Jürgen und Eveline Kampmann über ihr Erfolgsrezept. Hatten die beiden einfallsreichen Textilunternehmer noch nie. Dafür hatten sie 1989 mit Kleinstserien im heimischen Keller angefangen und gingen ab 1995 aufs Ganze.
Die Oberhemden und Blusen der Volkswagen- und Audi-Servicekräfte sowie der Kollegen von Mercedes-Benz kommen ebenso aus Kampmanns Stickerei wie Blusenprogramme, Schürzen für die Gastronomie und seit Dezember die Berufsbekleidung für den gesamten Kundendienst-Bereich von Blaupunkts Autoradio-Sparte. Bielefelder Produkte sind hier weltweit offiziell als Ware gelistet.
Der bislang größte Erfolg gelang den beiden Bielefeldern, die inzwischen zehn Mitarbeiter beschäftigen und steil auf Expansionskurs sind, mit der skandinavischen Kverneland-Group. »Die haben uns mit kleinen Aufgaben getestet«, berichtet Jürgen Kampmann nicht ohne Stolz. Die Tests bestanden sie mit Bravour und haben deshalb jetzt den dicken Fisch an der Angel. Kverneland, weiß der Textilprofi, ist der weltweit größte Produzent und Anbieter von Landmaschinen und Weinanbautechnik. Was aber die wenigsten wissen: Eigentlich spielte sich der Geschäftsabschluss im 100-Kilometer-Radius um Bielefeld ab. Den überzeugenden Auftritt hatte Kampmann mit seiner Kollektion auf der »Agritechnica« in Hannover - und die Deutschland-Zentrale der Kverneland-Gruppe liegt in Soest auch gleich um die Ecke. Jetzt können Endkunden ebenso wie Händler die ganze Kollektion in Bielefeld ordern.
Kverneland, heute Arbeitgeber für fast 3500 Menschen in 20 Ländern, hat einmal als Mittelständler begonnen - so wie die Kampmanns, die mit ihrem kompletten Dienstleistungspaket überzeugen. »Man muss sich den Aufgaben stellen. Geht nicht, gibt es nicht. Und Lösungen sind dazu da, um gefunden zu werden«, sagt der Chef und präsentiert sein neues Hochregallager. Stück für Stück wuchs die Firma auch flächenmäßig, erledigt vom Stickprogramm bis zu Versand und Abrechnung alle Arbeiten, hilft den Auftraggebern, Kosten zu senken.
Um die Lieferzeit von maximal zwei Wochen einzuhalten, setzen die Bielefelder verstärkt auf eigene »Rohware« wie Herrenhemden, haben die Abhängigkeit von Lieferanten aufgegeben. und lassen selbst fertigen. Sogar den Overall für den feschen Landmann hat man selbst konzipiert. Und der Arbeitsanzug begeistert so sehr, dass der österreichische Vertreter gleich 280 Stücke bestellte.
In den Arbeitsanzug wirft sich in Bielefeld auch Kampmann-Tochter Stephanie (21). Die ist ebenso wie Schwester Kerstin (23) mit den unternehmungslustigen Mittelständlern groß geworden, kennt Improvisationstalent und Freunde an der eigenen Firma seit der Schulzeit. Und Mama Eveline Kampmann betont:»Wir sind eben ein echter Familienbetrieb.«

Artikel vom 09.01.2006