Von Markus Poch (Text und Foto) Brackwede (WB). Indien hat mehr als eine Milliarde Einwohner, ist ungefähr so groß und abwechslungsreich wie ganz Europa. Trotzdem ist es als Reiseziel der Deutschen noch exotisch und selten gebucht. Einen mutigen Vorstoß in diese Richtung wagt jetzt die 22-jährige Nina Kruse aus Brackwede.
Zusammen mit neun Kommilitonen beteiligt sie sich an einem fünfwöchigen Studentenaustausch. Der Flieger in die indische Hauptstadt Delhi startet zwar erst am 6. März. »Aber ich bin jetzt schon aufgeregt und freue mich riesig«, sagt die Tochter des Unternehmer-Ehepaares Inge und Joachim Kruse (Modehaus Kolck). Sie absolviert derzeit einen zweieinhalbjährigen dualen Studiengang an der Textilfachschule in Nagold (Schwarzwald), den sie im Januar 2007 als Textilbetriebswirtin und Einzelhandelskauffrau abschließen will. Diese Schule bietet einmal jährlich einen Austausch mit der befreundeten »Perl-Fashion-Academy« in Delhi an. Weil Indien neben China der weltweit führende Textilhersteller ist und es dort viel Branchenspezifisches zu lernen und zu sehen gibt, hat Nina Kruse nicht lange gezögert. Was dort auf die Brackwederin zukommt? »Die ersten drei Wochen werden wir zur Schule gehen und Hintergründe über Import-/Exportrecht, Produktion, Logistik und Design vermittelt bekommen«, erklärt sie. »In der vierten Woche gehen wir in die Betriebe, sehen uns die Praxis an. Die letzte Woche haben wir zur freien Verfügung. Dafür habe ich mir gerade einen neuen Rucksack gekauft.« Natürlich ist Nina gespannt auf das noch so unbekannte Riesenland. Sie rechnet mit unermesslich bunten Eindrücken, heißem Klima, großen Menschenmengen, scharfem Essen und vielen Dingen, »die einfach ganz anders sind als bei uns in Deutschland«. Wie genau sie ihre Freizeit dort verbringen wird, steht indes noch nicht fest. Das hängt davon ab, ob sie alleine, zusammen mit ihrer Schweizer Freundin Conny oder mit der gesamten Gruppe unterwegs ist. Auf ihrer »Entdeckerliste« stehen Altstadt und Märkte in Delhi, das Taj Mahal in Agra, der Palast der Winde in Jaipur und der Palast von Amber. »Ich habe gehört, dass man da mit dem Elefanten vom Fluss bis zur Festung auf dem Berg reiten kann. Das fände ich richtig toll«, freut sich die angehende Geschäftsfrau. »Ich würde außerdem gerne einen Abstecher nach Tibet machen, aber zu viel will ich mir nicht zumuten.« Mit Respekt tritt sie die lange Reise an, aber ohne jegliche Scheu vor Kultur, Land und Leuten. Dazu hat sie international einfach schon zu viel gesehen: Mit 17 war Nina sechs Monate als Austauschschülerin in Neuseeland, später zweimal für drei Wochen in Brasilien oder auch zum Sprachurlaub in England. Wie schon manches Mal zuvor hat sie in Indien wieder den Fotoapparat und ihr Zeichenbuch - mit Bleistift, Kohle und Kreide - dabei, um besondere Augenblicke festzuhalten. Ihre berufliche Zukunft sieht die Kruse-Tochter wohl in der Textilbranche, aber kurzfristig nicht zwingend im elterlichen Betrieb: »Ich würde vorher gerne weitere Auslandserfahrungen sammeln, auch auf anderen Gebieten. Vielleicht lerne ich noch Französisch oder Portugiesisch...«
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