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Williams Braut heißt Enfield

Der Prinz beginnt Militärausbildung

London (dpa). Kurz vor Beginn seiner Militärausbildung an der Eliteakademie Sandhurst verbringen Großbritanniens Prinz William (23) und seine Freundin Kate Middleton noch einige gemeinsame Tage beim Skifahren. Wohin die beiden am Neujahrstag gereist sind, ist allerdings geheim. Vermutlich halte sich das Paar in der Schweiz auf.

Für William beginnt die Zeit der Härte am kommenden Sonntag. Einen Tag später, ausgerechnet am 24. Geburtstag von Kate, muss William dann seinen Dienst in Sandhurst antreten. Während der fünfwöchigen Grundausbildung ist den Rekruten der Ausgang verboten, und auch die Möglichkeit zum Telefonieren ist in dieser Zeit eingeschränkt, hieß es in dem Zeitungsbericht. Deshalb wollten die beiden jetzt noch so viel Zeit wie möglich zusammen verbringen.
Ob er will oder nicht: Der Zweite in der britischen Thronfolge muss künftig salutieren, wenn ihm sein »kleiner Bruder« in Uniform begegnet. Obwohl Harry (21) im Dienstrang über William (23) steht, dürften sich die Prinzenbrüder jedoch auch auf der Königlichen Militärakademie Sandhurst bestens verstehen.
Während der Feiertage hat William bereits seine Armeestiefel eingelaufen, damit es bei den kommenden Gewaltmärschen keine Blasen gibt. Das war einer der vielen Tipps von Harry. Der erlebt den Drill in der 60 Kilometer westlich von London liegenden Offiziersschmiede schon seit acht Monaten.
»Totale Unterordnung« - das gnadenlose Sandhurst-Motto der fünfwöchigen Grundausbildung gilt selbst für den künftigen König. Künftig muss der hoch gewachsene Blaublütige mit den Hühnern aufstehen und sich warm laufen. Peinlichst wird jeden Tag geprüft, ob die Sachen im Spind seiner drei mal 2,75 Meter »großen« Stube auf den Zentimeter genau ausgerichtet sind. Wie alle 270 neuen Offiziersanwärter bekommt auch der Prinz in der Grundausbildung keinen Ausgang.
Für eine Weile, so rät ein Sandhurst-Ausbilder, sollten die Kadetten ihre Freundinnen draußen in der Freiheit vergessen. »Hier hat jeder die gleiche Braut und die heißt Enfield.« Gemeint ist das Enfield-Sturmgewehr SA-80, Kaliber 5,56 Millimeter. Auch den Umgang mit einer 9-Millimeter-Pistole der Marke Browning wird William, der zuvor Kunstgeschichte studierte, nun einüben. Und er wird bald wissen, wie sich ein Granatwerfer aus nächster Nähe anhört.
Zur »Verwandlung eines Zivilisten in einen Soldaten«, wie sie die Elitemilitärschule verspricht, gehören auch » Kriegsstudien. Hinzu kommen Lektionen in Innen- und Außenpolitik. Insgesamt dauert die Ausbildung elf Monate. Danach wird es bald so sein, dass Harry zuerst grüßen muss: Da William, anders als sein Bruder, vor Sandhurst ein Hochschulstudium absolviert hat, wird er rascher vom Oberleutnant zum Hauptmann befördert werden.
Mit seiner Militärkarriere folgt William einer königlichen Tradition. So hatte der Großvater, Prinz Philip, als Offizier im Zweiten Weltkrieg gedient. Ein Onkel, Prinz Andrew, hielt im Falklandkrieg den Union Jack hoch. Und Vater Charles brachte es in mehrjährigen Dienstzeiten zu beeindruckenden Rängen: Vizeadmiral der Royal Navy und Generalleutnant der Royal Army sowie der Royal Air Force.

Artikel vom 04.01.2006