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Ein Schweizer
will Köln retten

Der »Unbekannte« heißt Latour

Köln (dpa). Der 1. FC Köln will das Unternehmen Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga mit einem großen Unbekannten angehen. Überraschend präsentierte der Verein den Schweizer Hanspeter Latour als Cheftrainer und Nachfolger von Uwe Rapolder, der am 18. Dezember entlassen worden war.

Der 58 Jahre alte bisherige Coach von Grasshoppers Zürich erhält einen Vertrag bis 2007. »Ich gehe mit großer Begeisterung an die Aufgabe und ich freue mich auf die Bundesliga«, sagte Latour beim Amtsantritt.
»Auch, wenn er den Namen noch nicht hat, er wird sich einen machen. Ich bin von der Wahl hundertprozentig überzeugt«, erklärte Kölns Manager Michael Meier, der bei seiner ersten wichtigen Amtshandlung gleich mit einem unerwarteten Coup aufwartete. Eingefädelt hatte er die Verpflichtung bei einem Treffen über die Weihnachtstage mit Latour in Prag. Er hatte sich zudem bei Günter Netzer und Ottmar Hitzfeld Rat eingeholt. Ihr Urteil und das Auftreten des Schweizers gaben den Ausschlag, dass Latour aus einem Kreis von 21 Kandidaten ausgewählt wurde.
Um Latour mit sofortiger Wirkung engagieren zu können, müssen die Kölner eine Ablösesumme nach Zürich überweisen. »Sie ist gering«, sagte FC-Präsident Wolfgang Overath. Dass die Erwartungen dagegen am Rhein groß sind, weiß Latour: »Ich bin nicht der perfekte Mann, werde aber 24 Stunden für den 1. FC Köln arbeiten.« Helfen wird ihn dabei sein Co-Trainer Thomas Binggli. »Ich weiß, dass es eine schwierige Aufgabe ist. Doch für mich ist es eine Herausforderung, den Klassenverbleib zu schaffen.«
Entscheidend bei der Latour-Wahl war für Meier, nicht nur einen »Feuerwehrmann« im Kampf gegen den Abstieg, sondern eine Lösung über den 30. Juni hinaus zu finden. Nach der enormen Trainierfluktuation bei den »Geißböcken« soll der Neue nun für Kontinuität und Erfolg sorgen. »Er ist begeisterungsfähig, leidenschaftlich, authentisch, Stress erfahren und hat die Kraft, Widerstände zu überwinden, die kommen werden«, charakterisierte Meier den neuen Coach. »Ich hoffe, dass man ihm eine faire Chance gibt«, meinte Overath. »Wir hätten uns die Geschichte auch einfacher machen können. Er hat in der Schweiz so viel vorzuweisen wie einst Hitzfeld.«
Für den 1. FC Köln ist es nach Marcel Koller in der Saison 2003/04 der zweite Trainer aus der Schweiz und der siebte in fünf Jahren. Latour betreute ausschließlich Schweizer Vereine. Vor seinem Engagement bei den Grasshoppers, mit denen ihm die Qualifikation für den UEFA-Cup gelang, hatte er den Provinz-Club FC Thun an die Spitze geführt. Zudem hatte er in Wil, Solothurn sowie als Assistent von Trainer Christian Gross beim FC Basel gearbeitet.

Artikel vom 04.01.2006