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Schnee und Eis haben »stille« Grenze

Umweltbetrieb muss im Stadtbereich streuen, »Landesbetrieb Straßen NRW« außerhalb

Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Peter Monke (Fotos)
Sennestadt/Senne/Brackwede (WB). Als »skandalös« bezeichnen Autofahrer den Umstand, dass die viel befahrene Paderborner Straße (L 756) in Sennestadt ab Ramsbrockring-Brücke stadtauswärts häufig genug mit Einsetzen des morgendlichen Berufsverkehrs noch nicht von Schnee oder Eis befreit ist. Grund sind unterschiedliche Zuständigkeiten und Anfahrtswege der verschiedenen Winterdienste. »Eine ÝstilleÜ Grenze, die organisatorisch nicht zeitgleich überwunden wird«, meinen Insider.

Bis zur Grenze der geschlossenen Ortschaft ist das Stadtreinigungsamt in der Verantwortung, außerhalb der »Landesbetrieb Straßen NRW«. Und dessen Räumfahrzeug muss aus Wiedenbrück anrücken. Anlass für die erboste Kritik war der Verkehrsunfall am Montagmorgen, bei dem ein 32-jähriger Sennestädter ums Leben kam (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Zeugen empörten sich über die spiegelglatte Fahrbahn. BMW-Händler Harald Traub: »Bis zur Einfahrt Ramsbrockring war die Straße aus Richtung Senne einwandfrei befahrbar, danach ging plötzlich nichts mehr.«
Und das ist genau der Abschnitt, der in die Zuständigkeit des Landesbetriebs fällt. Dessen Bielefelder Niederlassungsleiter Ulrich Windhager: »Bei Einsätzen verlassen wir uns auf unser Straßen-, Wetter- und Informationssystem (SWIS) und die Polizei. Und ÝSWISÜ zeigte an dem fraglichen Montagmorgen 0,7 Grad plus an.« Natürlich gebe es sehr unterschiedliche Wettersituationen auch innerhalb des Verantwortungsbereiches des Landesbetriebes. Der habe keine eigenen Kontrolleure, die Alarm geben könnten. Der »Notruf« der Polizei sei um 7.48 Uhr beim Landesbetrieb eingegangen - da aber war der tragische Unfall schon passiert. Das Streufahrzeug aus Wiedenbrück sei um 7.30 Uhr Richtung Sennestadt ausgerückt, also vor der Alarmmeldung. Für den Landesbetrieb zählt die frühere B 68 (jetzt Landesstraße 756) zu den wichtigen Straßen für den überörtlichen Verkehr, genießt im Winterdienst schon eine gewisse Priorität. »Aber unsere Fahrzeuge können nicht zeitgleich überall sein, unsere Straßenmeistereien in Halle und Wiedenbrück sind für jeweils 300 Straßenkilometer von Bundes- und Landstraßen zuständig«, sagt Ulrich Windhager.
Mit den Tücken des Winters und überraschenden Wetterkapriolen hat auch die Abteilung Straßenreinigung und Straßeninstandhaltung des Bielefelder Umweltbetriebes zu kämpfen, hält auf den drei Bauhöfen Ummeln, Eckendorfer Straße und Wiehagen insgesamt 3 400 Tonnen Spezialsalz vor. »Die reichen im Extremfall gerade mal für eine Woche«, erklärt Andreas Geisler, Abteilungsleiter Straßenreinigung. In Kooperation mit dem Land gibt es aber einen Vertrag mit einem Salzlieferanten, der die Lager binnen 48 Stunden auffüllen kann. Zwar ist auch die Stadt auf Meldungen von Feuerwehr und Polizei angewiesen, unterhält aber auch ein eigenes »Frühwarnsystem«. Fünf Kontrolleure sind in der Nacht ab 3 Uhr unterwegs, alarmieren bei Eis und Schnee ihre Kollegen. Und wenn »alle Mann« ausrücken, sind 250 Mitarbeiter mit 116 Fahrzeugen unterwegs, städtische und die von Subunternehmen. Vorrang haben verkehrswichtige Straßen, auch Radwege und Fußgängerüberwege sowie Übergänge werden frei gemacht. »Bis zum Einsetzen des Berufsverkehrs um 7 Uhr sind wir in der Regel durch, bei starken Schneefällen oder plötzlichem Eis gelingt das aber nicht immer«, bedauert Geisler.

Artikel vom 04.01.2006