05.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Engelhard prüft BASF-Offerte

Geplante »feindliche Übernahme« von Analysten uneins bewertet

Ludwigshafen (dpa). Der weltgrößte Chemiekonzern BASF plant nach Jahren kräftiger Gewinnzuwächse die größte Akquisition seiner Unternehmensgeschichte. Während die Aktionäre bisher von milliardenschweren Aktienrückkäufen und Dividendenerhöhungen profitierten und die Zahl der BASF-Mitarbeiter stetig sank, schaltet der Konzern nun auf Angriff.

Den Aktionären des US-Katalysator-Spezialisten Engelhard wurde, wie gestern kurz berichtet, ein Übernahmeangebot im Wert von 4,9 Milliarden Dollar gemacht. Aus Sicht der betroffenen Firma kommt dies einer »feindlichen Übernahme« gleich. Dadurch würde der Konzern auf einen Schlag zum weltweit führenden Anbieter im Katalyse- und Oberflächenveredelungs-Geschäft aufsteigen. Die durch den Chemie-Boom der vergangenen Jahre prall gefüllte Kassen machen dies möglich.
BASF ist nach der Offerte an die Engelhard-Aktionäre »optimistisch«, dass es »über kurz oder lang« zu Gesprächen mit dem Management kommt. Das sagte ein BASF-Sprecher gestern in Ludwigshafen. Die Engelhard-Spitze hat Verhandlungen mit der BASF bislang abgelehnt, kündigte aber an, das Angebot der BASF prüfen zu wollen, um den Aktionären eine entsprechende Empfehlung geben zu können. Den Aktionären wurde geraten, zunächst abzuwarten. Die geplante Übernahme wurde von Analysten unterschiedlich aufgenommen.
BASF will mit dem Kauf von Engelhard zu einem der weltweit führenden Anbieter auf dem dynamisch wachsenden Katalysatormarkt werden. Die BASF hatte zugleich aber auch darauf hingewiesen, dass Engelhard hinsichtlich der Abwehrmaßnahmen für Übernahmeangebote »ein sehr komplexes Szenario« besitze.
»Es ist übliche Praxis bei Unternehmen in den USA, sich gegen eine Übernahme zu wappnen«, sagte der BASF-Sprecher. »Wir sind aber optimistisch, dass Engelhard das Interesse seiner shareholder sieht und davon keinen Gebrauch macht.« Er bekräftigte, die BASF werde ihr Angebot in einigen Tagen offiziell vorlegen. Nach seinen Angaben ist es das erste Mal, dass sich BASF mit einem Übernahmeangebot direkt an die Aktionäre eines anderen Unternehmens gewendet hat. Die BASF hat auch in Aussicht gestellt, das Angebot pro Aktie um einen Dollar zu erhöhen, wenn sich bei Gesprächen mit der Unternehmensleitung herausstellen sollte, dass dies gerechtfertigt sei.
Die etwa 6500 Mitarbeiter zählende Engelhard Corporation aus Iselin in New Jersey ist einer der weltweit führenden Hersteller von Autokatalysatoren. Das Unternehmen produziert zudem Katalysatoren für chemische Prozesse und Pigmente. In den ersten neun Monaten 2005 kam Engelhard auf einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar und ein operatives Ergebnis (EBITA) von 318 Millionen Dollar. Der Konzernüberschuss erreichte 181 Millionen Dollar.
Die Übernahmepläne spalteten die Analysten in drei Lager. Die Einschätzungen reichten von Verkaufsempfehlungen für die Aktien bis hin zur Begrüßung der Transaktion auf Grund strategischer Vorteile. Positive Stimmen kamen von Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Artikel vom 05.01.2006