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Rauchmelder können viele Leben retten

Nach drei Brandtoten in Bielefeld: Feuerwehr unterstützt Vorstoß des NRW-Innenministers

Von Jens Heinze und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Im Streit zwischen NRW-Innenminister Ingo Wolf und Landesbauminister Oliver Wittke um die Rauchmelderpflicht (Bericht in der gestrigen Ausgabe) bezieht Bielefelds Berufsfeuerwehr eindeutig Position: Ja zu Rauchmeldern in Wohnungen und Häusern.
Bielefelds oberster Brandschützer: Brandrat Bernd Heißenberg.

Brandmeldeanlagen sind in öffentlichen und in besonders schützenswerten Gebäuden wie Rathaus, Krankenhäusern und Altenheimen längst gang und gäbe. Doch in privat genutzten Wohnungen und Häusern fehlen die Frühwarnsysteme gegen Rauch und Qualm weitestgehend. Höchstens zehn Prozent der Bielefelder Wohnungen seien damit ausgestattet, schätzt Brandrat Bernd Heißenberg, der als stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr für die Abteilung Vorbeugender Brandschutz in der Großstadt zuständig ist.
»Nur wer frühzeitig die drohende Brandgefahr erkennt, kann sich in Sicherheit bringen«, sagt Heißenberg. Einfache batteriebetriebene Rauchmelder, die mit einem durchdringenden Warnton von 85 Dezibel zur Nachtzeit selbst Tiefschläfer von der Matratze reißen, seien schon ab drei Euro zu bekommen (siehe Artikel »Leicht installiert«). Dass Melder in Flur, Wohn- und Schlafzimmer sinnvoll sind, belegt Bielefelds oberster Brandschützer gleich mit mehreren Beispielen.
Bis zum 30. November vergangenen Jahres, so steht es in der vorläufigen Feuerwehr-Statistik, gab es zwischen Jöllenbeck und Sennestadt drei Brandtote. 22 Menschen - so viele wie im gesamten Jahr 2004 - wurden durch Rauch und Feuer verletzt. Weitere 47 Personen, mehr als doppelt so viele wie 2004, wurden von den Blauröcken gerettet. Alle Opfer traf es im privaten Bereich, betont Heißenberg.
Fast alle Brandtoten und Verletzten fallen nicht den Flammen, sondern den giftigen Rauchgasen zum Opfer. »Gesunden Rauch gibt es nicht«, erklärt der stellvertretende Feuerwehrchef, dass es jeden treffen kann. Dabei verweist er auf einen Brandeinsatz aus der vergangenen Woche, als Rauchmelder Schlimmeres verhinderten: Am 29. Dezember brannte an der Plöner Straße ein Adventskranz - ein Nachbar hörte den Warnton des Melders und alarmierte rechtzeitig die Blauröcke.
Selbst ein einziges Frühwarnsystem im Flur eines Einfamilienhauses - das gilt als absolutes Minimum - rettet Leben. Wie zur Nachtzeit am 25. April 2005 beim Brand an der Münsterberger Straße in Brackwede: »Die Bewohner sind tatsächlich nur wegen des einen Rauchmelders wach geworden«, versichert Heißenberg. »Das Haus brannte zwar aus, aber vier Menschen kamen glimpflich davon.«
Dass Rauchmelderpflicht in NRW nach Aussage von Landesbauminister Wittke zu großen bürokratischen (Kontroll-)Aufwand bedeute, hält Heißenberg für ein vorgeschobenes Argument. Er setzt auf die Eigenverantwortung der Bürger und notfalls auf den Druck der Hausratversicherungen. Sind Rauchmelder erst einmal Vorschrift, dann zahlen Assekuranzen Schadensausgleich nach Feuer nur an den, der die Frühwarnsysteme auch installiert hat.

Artikel vom 03.01.2006