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Gasstreit beendet

»Demokrat« Putin


Der Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland ist - vorläufig - beendet. Beide Seiten sind nach dem wochenlangen Tauziehen mit dem Kompromiss zufrieden, und auch der übrige Teil Europas atmet auf. Also ist alles wieder in Ordnung?
Mitnichten, hat Präsident Wladimir Putin doch gezeigt, dass er mit allen Mitteln aus Russland wieder eine Weltmacht machen will. Im Innern zügelt er Medien und Journalisten und versucht auch, den Bürgerrechtlern mit entsprechenden Kontrollmechanismen und Daumenschrauben das Leben schwer zu machen. Und nach außen hat er nun das Erdgas als politische Waffe entdeckt.
Wenn es nur um die Ukraine gegangen wäre, Putin hätte nicht gezögert, die Schlinge immer enger zu ziehen. Doch der Kreml-Chef hat die Rechnung offenbar ohne die Europäer gemacht. Er glaubte wohl, die Schuld an den Lieferengpässen den »Abtrünnigen« in Kiew in die Schuhe schieben zu können. Eine Fehleinschätzung. Stattdessen hat er die Europäer aufgeschreckt, die auf einmal erkennen, wie sehr sie bereits Moskau in der Energiepolitik ausgeliefert sind.
Putin drohte seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dem musste er entgegenwirken, zumal er erst am 1. Januar die G-8-Präsidentschaft übernommen hat.
Als Fazit bleibt aber: Putin ist nicht der »Demokrat«, als den ihn Ex-Kanzler Gerhard Schröder gepriesen hat. Vorsicht ist bei ihm weiterhin angebracht. Dirk Schröder

Artikel vom 05.01.2006