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Aber bitte so langsam wie möglich

Beim John-Cage-Objekt in Halberstadt gibt es einen neuen Ton


Halberstadt (dpa). Es ist die Geschichte des längsten Musikstücks der Welt. Musikexperten rund um den ganzen Erdball werden wieder aufhorchen, wenn übermorgen ein weiterer Akkord des auf 639 Jahre angelegten Orgelstückes von John Cage (1912-1992) angeschlagen wird. Zu dem seit 5. Juli klingenden E-Dur-Akkord werden sich dann drei weitere Töne gesellen: Ein A, ein C und ein Fis. Das wohl originellste Experiment in der Musikgeschichte beinhaltet nicht nur die unendliche Langsamkeit beim Spiel der Cage-Partitur mit der Anweisung »as slow as possible«, sondern auch den extrem langsamen Bau der Orgel in der Burchardikirche.
Zusammen mit dem E-Dur-Klang werden die drei neuen Töne ein weitaus helleres Timbre ergeben, das die große romanische Kirche in Halberstadt bis zum 5. Mai 2006 Tag und Nacht erfüllen wird. Dann wird es nochmals einen Tonwechsel geben, den letzten bis 2008. So sieht es die Partitur des amerikanischen Komponisten Cage vor, der mit seiner Tempovorschrift bei Musikwissenschaftlern die entscheidende Frage für das Halberstädter Projekt aufgeworfen hat: Wie langsam ist »so langsam wie möglich«?
In Halberstadt sollte das Stück von Cage für die Dauer von 639 Jahren aufgeführt werden.

Artikel vom 03.01.2006