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Faber-Castell plant langfristig

»Kein kurzfristiges Gewinnstreben«

Stein (dpa). Der Chef des weltgrößten Bleistift-Produzenten Faber-Castell, Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell, hält nichts vom kurzfristigen Profitdenken vieler Manager. »Als Unternehmer zählt für mich die langfristige, erfolgreiche Absicherung des Unternehmens und nicht kurzfristiges Gewinnstreben.«
Chef des weltweit größten Bleistift-Produzenten: Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell.
»Auch Leitende Mitarbeiter dürfen nicht nur die eigene Karriere im Kopf haben, sondern müssen sich mit dem Unternehmen und seinen langfristigen Zielen identifizieren«, sagte Faber-Castell jetzt in einem Interview. Ebenso sollte man von Aktionären ein langfristiges Engagement erwarten.
Im Gegensatz zu börsennotierten Firmen messen Familienunternehmen nach Ansicht Faber-Castells dem langfristigen Denken größere Bedeutung zu als der kurzfristigen Gewinnoptimierung. »Manchem Konzernmanager fehlt bisweilen die Identifikation mit dem Unternehmen.« Dagegen sei der Eigentümer-Unternehmer oft auch Namensträger. »Das ist ein zusätzlicher Ansporn. Meine Vorfahren haben es geschafft, den Produktionsstandort Deutschland zu halten, da wäre es für mich persönlich ein Armutszeugnis, ihn schließen zu müssen.«
Der 64-jährige führt in achter Generation das 240 Jahre alte Familienunternehmen Faber-Castell, dessen Mehrheitseigentümer er ist. Von weltweit 5500 Mitarbeitern, die im Geschäftsjahr 2004/05 (31.3.) knapp 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten, arbeiten mehr als 800 in Deutschland. Für den langfristigen Erfolg seien eine stringente Markenführung und personelle Kontinuität mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern wichtig, sagte Faber-Castell. Allerdings könne ein Unternehmen nur mit nachhaltig hoher Ertragskraft ein überdurchschnittlich hohes soziales Engagement leisten.
Der Firmenchef bekannte sich ausdrücklich zum Standort Deutschland. »Mit ist wichtig, dass Faber-Castell ein internationales Unternehmen mit deutschen Wurzeln bleibt.« Auch in Zukunft solle noch in Deutschland produziert werden - »nicht nur um Arbeitsplätze zu sichern, sondern auch, um das über Generationen entstandene Know-how nicht zu verlieren und die Verankerung der Marke in Deutschland zu garantieren.« »Made in Germany« sei für ihn ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie.
Die Produktion müsse sich aber auch rechnen und deshalb mit hoher Wertschöpfung verbunden sein. »Um die Konkurrenzfähigkeit des Standorts zu sichern, müssen wir unsere Produktivität erhöhen und gegebenenfalls für das gleiche Geld mehr arbeiten.« Der Standort Deutschland werde aber auch schlecht geredet, meinte Faber-Castell. Für ihn sprächen qualifizierte Arbeiter, hervorragendes Know-how, ausgezeichnete Infrastruktur und Innovationskraft. »Lohnnebenkosten und Euro-Stärke allein sind nicht entscheidend.«

Artikel vom 03.01.2006