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Assauer entmachtet

FC Schalke 04: Müller soll den neuen Trainer suchen

Gelsenkirchen (dpa). Schalke-Manager Rudi Assauer verliert beim Fußball-Bundesligisten an Macht und Einfluss. Bereits bei der Trainersuche soll er keine Rolle mehr spielen. Dafür hat Teammanager Andreas Müller vom Aufsichtsrat das alleinige Mandat erhalten, den Nachfolger des entlassenen Ralf Rangnick zu finden.
Clemens Tönnies.

»Andreas Müller sucht in Ruhe, und er sucht alleine«, erklärte Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies in einem Interview mit dem Sportmagazin »Kicker«. Zugleich kündigte Tönnies an, dass Müller nicht erst am Saisonende, sondern sofort die sportliche Verantwortung beim Revierclub übernimmt: »Zu 100 Prozent. Der Prozess ist schon in vollem Gange. Müller hat sich entwickelt, das Tagesgeschäft läuft top.«
Dagegen steht Assauer nach der auch bei der Anhängerschaft umstrittenen Rangnick-Entlassung bei der Clubführung auf dem Prüfstand. »Wir verhalten uns loyal gegenüber der Person Rudi Assauer, weil er viele Verdienste hat«, sagte Tönnies, »aber er wird sehr, sehr aufmerksam vom Aufsichtsrat beobachtet.« Der 60-jährige Assauer ist seit 1993 Manager und gewann 1997 mit Schalke den UEFA- Pokal sowie 2001 und 2002 den DFB-Pokal. Deshalb will man ihm auf Schalke einen guten Abgang verschaffen. »Ich glaube, dass man das gut kombinieren kann, indem man den sportlichen Bereich jetzt an Andreas Müller übergibt und Rudi Assauer die Position eines Vereins- Souveräns übernimmt«, sagte Tönnies. »Er könnte doch ideal eine Art Schalker Beckenbauer werden.«
Drängender ist momentan jedoch die Lösung der vakanten Trainerfrage bei den »Königsblauen«. Dass die Suche bis zum Trainingsauftakt am Mittwoch abgeschlossen ist, gilt nicht als wahrscheinlich und vereinsintern nicht als Problem. »Wir machen keinen Druck. Man soll sich in Ruhe mit der Suche beschäftigen, denn es geht darum, einen guten Trainer zu verpflichten - nicht irgendeinen«, sagte Tönnies.
Voraussichtlich werden die Schalker Profis die Vorbereitung auf die Rückrunde mit Oliver Reck beginnen, der als Interimstrainer bereits beim letzten Spiel vor der Winterpause (0:2 beim VfB Stuttgart) auf der Bank saß.
Aufsichtsrats-Chef Tönnies hat großes Vertrauen, dass Müller eine gute Trainerlösung präsentieren und das ramponierte Image aufpolieren kann. »Er ist unser Fachmann. Sein Kurs gefällt mir, wenn wir uns sportlich etwa so halten, stehen wir auch wirtschaftlich gut da«, sagte Tönnies und fügte hinzu: »Unser einziges Problem ist derzeit die Außendarstellung. Und dieses Problem ist in spätestens einem Vierteljahr gelöst.«

Artikel vom 03.01.2006