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»Ein bisschen Schwund gibt's leider immer«

Mitarbeiter zählen zum Jahresschluss in der Zoofachhandlung »Fressnapf« alle Tiere

Brackwede (ho). »Ein bisschen Schwund gibt's immer«, sagt Ralf Venjakob, Geschäftsführer und Mitinhaber der Fachzoohandlung »Fressnapf« in Brackwede nach Abschluss der Jahresinventur. Und die haben er und seine Mitarbeiter, wie viele andere Geschäftsleute auch, bereits am letzten Tag des alten Jahres gemacht. Nur: Zum Inventar seines Geschäftes gehören auch hunderte lebende Tiere. Die zu erfassen, war nicht immer ganz einfach.

Die Zählung erfolgte nach alter Väter Art per Hand. Jeweils zwei Mitarbeiter bildeten ein Team, einer sagte die Zahl der ermittelten Tiere an, der oder die andere notierte die festgestellte Menge. Sechs Stunden benötigten die insgesamt 25 Teams, um alles festzuhalten. »In unseren kleinen Filialen machen wir das mit dem Computer, das geht schon schneller«, verrät Venjakob, der demnächst auch das Brackweder Geschäft auf die neue Technik umstellen will.
»Aber unsere routinierte Mannschaft schafft die Inventur auch so.« Natürlich gehöre eine gehörige Portion Erfahrung dazu, wenn beispielsweise der Bestand in den Zierfischbecken ermittelt werden müsse. Denn dort zählen nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Fische. Und die Korallen. »Viele Menschen wissen nicht, dass auch das Tiere sind.« Sogar Wasserpflanzen gehören in die Inventarliste, »schließlich müssen in allen Bereichen Soll und Ist stimmen.«
Wenn sich zu viele Fische in den Becken tummeln, werden die Bassins für die Inventur mit Schotten abgeteilt, die Menge des zu zählenden bunten Wassergetiers, großenteils Exoten, ist dann übersichtlicher. Gerade bei Fischen, »Fressnapf« bietet etwa 250 verschiedene Arten an, ist die Inventur schwierig. Denn die Tiere laichen in den Aquariumgewässern ab, bringen ihren Nachwuchs zur Welt. Und der ist mitunter sogar willkommenes Futter für andere, beispielsweise kränkelnde Krebse.
»Das ist aber eher die Ausnahme, Brutal-Tiere haben wir hier nicht, zudem sind die Bereiche sorgsam voneinander getrennt«, stellt Ralf Venjakob fest. Obwohl: Wenn es beispielsweise einem Gecko gelingt, auszubüxen, macht sich das Kriechtier schon mal über Heimchen oder Stab-Heuschrecken her. »Einmal war ein Gecko mehr als ein halbes Jahr verschwunden, als wir den wiederfanden, war er kräftig gewachsen, hat also immer genügend Futter und Wärmequellen gefunden«, schmunzelt der Inhaber der Zoo-Fachhandlung.
Um bei der Inventur alles Lebende zu erfassen, müssen die Zähler genau hinschauen. Denn gerade die Terrarierentiere, 50 verschiedene Arten werden angeboten, verstehen es, sich bestens zu verstecken. »Und manche können sich zudem auch noch sehr gut tarnen, etwa die Chamäleons«, sagt Ralf Venjakob. »Andere sehen wie Äste aus, da muss man höllisch aufpassen.« Nicht nur über Soll und Haben entscheidet das alljährliche Zählen. »Die Inventur ist praktisch auch ein Gesundheitscheck, denn bei dieser Gelegenheit nehmen wir viele Tiere in die Hand, erkennen so Krankheiten auf den ersten Blick.«
Gemessen und gewogen wird bei der Inventur nicht. »Das machen nur die Zoos. Bei uns kommen nur die Mehlwürmer auf die Waage, weil die nach Gewicht verkauft werden.« Übrigens hat Ralf Venjakob auch 20 verschiedene Nagerarten und etwa 30 verschiedene Vogelarten im Verkaufsprogramm. »Freudige Überraschungen« erlebt er kaum. »Wir bieten Jungtiere an, und die sind in der Regel nicht schwanger, so dass wir keinen unerwünschten Nachwuchs haben.« Die Zähler halten Tierart, Menge, Stückzahl und Einzelpreis fest. »Schließlich muss ja auch die finanzielle Bilanz stimmen.«
Neben dem »Getier« hat »Fressnapf« etwa 12 000 Artikel am Lager vorrätig, gelistet sind sogar 45 000. »Die können wir jederzeit bestellen«, sagt Ralf Venjakob. Die »festen« Artikel bringen gelegentlich schon mal den einen oder anderen Kunden, Mitarbeiter oder Lieferanten in Versuchung. »Wenn hier die Zahlen nicht stimmen, geht das meistens auf Diebstahl zurück.« Und bei dem Delikt kennt Ralf Venjakob kein Pardon. Erwischte Kunden bekommen eine Anzeige und ein Jahr Hausverbot, ertappte Mitarbeiter werden fristlos entlassen.

Artikel vom 04.01.2006