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Gas strömt wieder normal

Ukraine und Russland wollen erneut verhandeln

Essen/Moskau (dpa). Die beiden großen deutschen Gasimporteure E.ON Ruhrgas und Wingas erhalten von ihrem russischen Lieferanten Gasprom seit gestern wieder die vertraglich vereinbarte Menge Erdgas.
»Verluste wegen des Feiertags nicht so spürbar«: Andreas Reichel.

Auch andere Länder wie Österreich, Polen, Ungarn, Frankreich, Rumänien oder Serbien-Montenegro die Lieferausfälle beklagt hatten, werden wieder voll versorgt. Gasprom sagte den Abnehmern in West- und Mitteleuropa eine Entschädigung zu.
Die ukrainische Regierung wehrte sich unterdessen gegen den von Russland erhobenen Vorwurf des Gasdiebstahls. Das Land könne seinen Energiebedarf mit eigenen Reserven und Gas aus Turkmenien decken, sagte ein Mitarbeiter des ukrainischen Energieversorgers Naftogas Ukrainy. »Wir haben zur Zeit ein Recht auf 126 Millionen Kubikmeter Gas aus Zentralasien, beziehen aber nur 110«, sagte er. Russische Medien werteten diese Aussage als faktisches Eingeständnis der Ukraine dafür, dass das Land für Europa Gas abzweige.
»Der Druck auf den Leitungen ist seit dem Morgen wieder normal«, sagte E.ON-Ruhrgas-Sprecher Andreas Reichel. Am Vortag seien auf einer der beiden Leitungen, die über die Ukraine liefen, 30 Prozent weniger als sonst geliefert worden. E.ON-Ruhrgas habe die Verluste durch größere Lieferungen aus anderen europäischen Quellen ausgleichen können.
Auch der Kasseler Erdgaslieferant Wingas bestätigte eine normale Versorgung.
»Das Gas muss in der Ukraine abgezapft worden sein«, erklärte Reichel weiter. Durch das Land liefen drei Pipelines, die nur für Westeuropa bestimmt seien. Daraus müssen nach Schätzung des Unternehmens knapp 100 Millionen Kubikmeter verschwunden sein. Am Neujahrstag seien die Verluste wegen des Feiertags und der milden Witterung noch nicht so spürbar gewesen, sagte Reichel.
Der für Energiefragen zuständige EU-Kommissar Andris Piebalgs hat die Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland im Gasstreit begrüßt: »Das ist eine ermutigende Nachricht.«

Artikel vom 04.01.2006