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US-Lobbyist
gesteht Betrug

Politiker fürchten Enthüllungen

Washington (dpa). Elf Monate vor den Kongresswahlen in den USA droht eine Korruptionsaffäre vor allem für die Partei von US-Präsident George W. Bush zu einer ernsthaften Belastung zu werden. Jack Abramoffs Geständnis birgt Zündstoff.

Nach dem Korruptionsgeständnis eines einflussreichen US- Lobbyisten will die Staatsanwaltschaft jetzt neue Ermittlungen gegen zahlreiche Politiker und Beamte in Washington einleiten. Mehreren Abgeordneten, vor allem von Bushs Republikanern, drohen dabei peinliche Enthüllungen.
Der Lobbyist Jack Abramoff (46) hatte sich des Betrugs, der Verschwörung und Steuerhinterziehung schuldig bekannt. Bei der Affäre geht es um unerlaubte Zuwendungen an prominente Abgeordnete, darunter Geldbeträge, Reisen, opulente Abendessen oder Karten für Sportveranstaltungen.
Insbesondere der frühere republikanische Fraktionsvorsitzende im Repräsentantenhaus, Tom DeLay, gegen den wegen dubioser Geschäfte und fragwürdiger Spendenpraktiken ermittelt wird, soll enge Beziehungen zu Abramoff gehabt haben. DeLay gilt als enger politischer Freund von Bush.
Das Weiße Haus distanzierte sich allerdings von Abramoff. »Empörend und inakzeptabel« nannte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, die Gesetzesverstöße des Lobbyisten. Die Vergehen müssten angemessen geahndet werden.
Abramoff erklärte sich bereit, als Kronzeuge auszusagen. Der Lobbyist hoffe nun, dass er auf Grund seiner Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft mit einer auf ein Drittel verkürzten Strafe von 10 Jahren rechnen könne, berichtete die »Washington Post«.
US-Spitzenbeamten sowie Senatoren und Abgeordneten drohen angesichts der Zusammenarbeit Abramoffs mit der Anklagebehörde brisante Enthüllungen über die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Lobbyisten. Mit Millionenbeträgen vertrat Abramoff lange Jahre in Washington die Interessen seiner Klienten, vor allem die von Indianern, die in ihren Reservaten Spielcasinos errichtet haben. Der republikanische Senator Conrad Burns und sein demokratischer Kollege Byron Dorgan haben bereits Zehntausende Dollar zurücküberwiesen.

Artikel vom 05.01.2006