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Als Missionar
in Namibia
lange gewirkt

Walter Moritz veröffentlicht Band 19

Sieker (jr). Afrika - dieser Kontinent lässt Pastor Walter Moritz (72) einfach nicht los. Zwölf Jahre lebte der gebürtige Bielefelder dort als Missionar und schrieb bis zum heutigen Tag zahlreiche Bücher. Band 19 seiner Buchreihe »Aus alten Tagen in Südwest« ist jetzt druckfrisch erschienen.

Das jüngste Werk, ein 100 Seiten umfassendes Buch, könne bei ihm privat in Werther bestellt werden, erklärte der Pfarrer im Ruhestand gestern auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage. Und zwar unter der Rufnummer 0 52 03 / 31 97. Nicht zuletzt für Touristen seien seine niedergeschriebenen Informationen nützlich, betont der Geistliche, der in Sieker geboren wurde und in der evangelischen Paulusgemeinde aufwuchs. »Bielefeld ist meine Heimat, und meine Frau Hildegard und ich sind froh, diese wunderbare Stadt heute von Werther aus in Reichweite zu haben.« Bis zum jetzigen Tag sei der Kontakt zum früheren Pfarrer der Paulusgemeinde, Paul-Gerhard Schwarze, nicht abgerissen.
1960 wurde Walter Moritz in der Paulusgemeinde ordiniert und in den Missionsdienst nach Afrika verabschiedet. Ziel war Namibia in Südwestafrika. Der Löhner Journalist und Erforscher der Auswanderergeschichte Westfalens, Friedrich Schütte, hatte durch seine Veröffentlichungen den Anstoß gegeben, dass sich Pastor Moritz mit den Pionieren der Missionsarbeit und seinen Vorgängern beschäftigte.
Pionierarbeit leistete einst auch Gottlieb Viehe. Der Löhner war 1862 als 20-jähriger Missionsschüler nach Deutschland heimgekehrt, und bereits drei Jahre später wurde er von der Rheinischen Missionsgesellschaft als Missionar nach Deutsch-Südwestafrika ausgesandt. Auch über Viehe ist ein Band aus der Moritzschen Feder erschienen.
Von 1960 bis 1972 wirkte Walter Moritz als Missionar in Südwestafrika. Sein Fazit aus heutiger Sicht: »In erster Linie ist meine Aufgabe die Heidenbekehrung gewesen. Zudem habe ich meinen Beitrag geleistet, die Geistlichen vor Ort zur Selbständigkeit zu unterstützen, und mich anschließend missionarisch zurückgezogen.«
Nach wie vor reist der Bielefelder Theologe nach Namibia. Gestern Nachmittag zum Beispiel startete er von Düsseldorf aus in Richtung Schwarzer Kontinent. »Meine Aufgaben sind jetzt eher karitativer Art. Ich unterstütze in Namibia Hilfsprojekte für junge Menschen und halte auf Wunsch theologische Vorträge.«
Namibia - dieses Land fasziniere ihn nach wie vor, fügt Moritz hinzu. »So große Kontraste zwischen arm und reich wie in Namibia gibt es in keinem anderen afrikanischen Land.« Natürlich versuche er, seine zahlreichen Verbindungen in Afrika und in Deutschland dahingehend zu nutzen mitzuhelfen, die Not in den armen Regionen Namibias zu lindern.
Der neuerliche Aufenthalt in Namibia beträgt zwei Monate. Bereits am morgigen Mittwoch, 4. Januar, will der Bielefelder in Swakopmund einen Vortrag über seine Recherchen halten. Ehrenamtlich, versteht sich. Ein wissenschaftlicher Verein hat ihn eingeladen.
Insgesamt 19 erschienene Bände seiner Schriftenreihe über Namibia machen in der Tat neugierig. »1970 hat die Allgemeine Zeitung in Windhoek meinen Bericht ÝDer Ochsenwagen erzähltÜ veröffentlicht«, erinnert wich Walter Moritz. Und weil damals die Resonanz so groß war, hat sich der Pastor den Drucksatz gesichert.
Seitdem können Fans der Reihe - das sind neben Namibiern vor allem Touristen, die sich für die Mischung aus Historie und Unterhaltung interessieren - auf die Fortsetzung bauen. Sie sei noch lange nicht beendet, verrät der Autor. Von 1969 bis 1972 hat Walter Moritz in Windhoek das Archiv der Rheinischen Mission aufgebaut. »Ich habe mich durch sämtliche Kisten und Kästen gearbeitet. Deren Inhalte sind ein unendlicher Fundus für Geschichten«, erklärt der 72-Jährige, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur Bücher, sondern auch unzählige Artikel veröffentlicht hat. »Vor allem zur Zeit der Apartheid wurde sehr tendenziös geschrieben«, sagt Moritz, der sich auch als Aufklärer sieht.
Ein Buch übrigens hat Pastor Walter Moritz - Autor, Layouter, Fotograf, Lektor und Herausgeber in einer Person - dem Bielefelder Missionar Franz-Heinrich Vollmer gewidmet. Vollmer war einst ebenfalls in Namibia missionarisch tätig gewesen.
Wann immer es seine Zeit erlaubt, stattet Moritz seiner Bielefelder Heimat einen Besuch ab. Ein Höhepunkt zahlreicher Visiten war 1998, als er mit anderen Ehemaligen in der Paulusgemeinde das Fest der Goldenen Konfirmation feierte. Ehefrau Hildegard ist es, die oft anregt, nach Bielefeld zu fahren. »Wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten . . .«

Artikel vom 03.01.2006