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Streit ums Erdgas kann
Bielefelder kaltlassen

Speicher voll - Stadtwerke garantieren: Keine Engpässe

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Unter den russisch-ukrainischen Querelen um die Versorgung mit Erdgas haben die Bielefelder nicht zu leiden. »Unsere Lieferanten versichern, dass es nicht zu Engpässen kommt«, sagte gestern Birgit Jahnke, Pressesprecherin der Stadtwerke.

Nur etwa 20 Prozent sind sogenanntes H-Gas (H steht für high - Gas mit hohem Kaloriengehalt), das den russischen Quellen entströmt. »Unser Lieferant Wingas hat uns versichert, dass die in den langfristigen Verträgen festgesetzten Mengen auch tatsächlich in Bielefeld ankommen«, sagt Birgit Jahnke.
Keine Probleme also, und das gleich aus zwei Gründen: Der Wingas-Speicher im oldenburgischen Rehden, der größte in Westeuropa, soll wohlgefüllt sein. Und zweitens gelangt das für Bielefeld bestimmte Erdgas über eine durch Weißrussland und Polen verlaufende Pipeline in den Westen.
»Die Stadtwerke sind zudem in der glücklichen Lage, mehrere Lieferanten zu haben, was das Risiko von Versorgungsschwierigkeiten weiter mindert«, erklärt Birgit Jahnke. Das mache den lokalen Energieversorger besonders flexibel - man sei gar nicht auf die Ukraine angewiesen: »Vier Fünftel unserer Lieferungen sind L-Gas [L steht für low - für Gas mit niedrigem Kaloriengehalt; d.Red.] aus der norddeutschen Tiefebene, aus holländischer und deutscher Förderung.« Die Lieferanten: RWE, Shell, Exxon Mobile und (seit Oktober 2005) Essent, die - soweit es das Bielefelder Gas betrifft - mit dem russischen Konzern Gasprom nichts zu tun haben.
»Die Botschaft an unsere Erdgaskunden lautet also: Entwarnung«, versichert Birgit Jahnke. Und was die Gaspreise angeht, deren Stabilität bis zum 31. März 2006 die Stadtwerke garantiert haben, sei nicht der Streit in Osteuropa maßgeblich, sondern die vertraglich festgelegten Preisformeln, die auf der Ölpreisbindung basieren.
l Auch der Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) reagiert gelassen. BGW-Pressesprecher Marian Rappl gab bekannt, dass selbst »bei den von der Ukraine angekündigten möglichen Lieferkürzungen die Versorgung mit Erdgas in Deutschland gesichert« wäre. Die Lieferungen aus allen anderen Ländern bestünden unvermindert fort und können teilweise sogar erhöht werden. »Hier zeigt sich die hohe Versorgungssicherheit bei Erdgas.«
Die Gaslieferungen aus Russland haben ein Volumen von 410 Milliarden Kilowattstunden (kWh) innerhalb des deutschen Gasaufkommens von insgesamt 1170 Milliarden kWh, was einem Anteil von 35 Prozent entspricht. Aus Norwegen stammen 24 Prozent, aus Holland 19 Prozent, aus inländischer Förderung 16 Prozent sowie aus Großbritannien und Dänemark sechs Prozent.
In Deutschland existieren nach BGW-Angaben 43 Untergrundspeicher mit einem maximalen »Arbeitsgasvolumen« von 200 Milliarden kWh. Die Speicher seien fast vollständig gefüllt.

Artikel vom 03.01.2006