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Acht Tonnen Schlamm blockieren die A 2

Falscher Anhänger am Lkw - Autobahn bis in die Nacht gesperrt - Verkehrschaos in Bielefeld

Von Jens Heinze und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Acht Tonnen Klärschlamm auf der Autobahn 2 bei Brönninghausen blockierten gestern bis in die Nacht die drei Fahrspuren in Richtung Dortmund. Lkw-Fahrer Jens L. (36) hatte knapp ein Drittel der 25 Tonnen schweren Ladung verloren. An der Zugmaschine des Sattelzuges aus dem Ohrekreis bei Magdeburg hing ein ungeeigneter Auflieger.

Der Schlamm aus dem Klärwerk Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) war für die Verbrennung im Kraftwerk Frechen bei Köln bestimmt. Doch gut 200 Kilometer vor dem Ziel endete gestern gegen 12.30 Uhr die Fahrt für Jens L. Vermutlich beim Überfahren von drei Regenrillen auf der A 2 in Höhe der Feuerwehr-Notauffahrt Brönninghausen kurz vorm dortigen Parkplatz lösten sich die zwei kleinen Schrauben an der Klappe des Leih-Aufliegers am Sattelzug.
Um die acht Tonnen dünnflüssiger, giftiger Klärschlamm verteilten sich von der Notauffahrt an auf knapp zweieinhalb Kilometern Länge von der mittleren Fahrspur bis zum Standstreifen, spritzten mehrere Meter hoch an die Lärmschutzwände. Der 36-Jährige stoppte seinen Sattelzug erst auf dem Parkplatz Brönninghausen, nachdem ihn nachfolgende Lkw-Fahrer per Funk auf den Ladungsverlust aufmerksam gemacht hatten. Der Auflieger von Jens L., so Oberkommissar Andreas Friedrich von der Autobahnpolizei, sei nur zum Transport von Sand oder Schotter geeignet gewesen.
Der erste Versuch der Autobahnmeisterei, die A 2 per Schneepflug und Kehrmaschine zu reinigen, scheiterte. Um 15.05 Uhr sperrte dann die Polizei die Autobahn zwischen den Abfahrten Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld-Zentrum. Knapp 100 Bielefelder Feuerwehrleute, Mitarbeiter von der Autobahnmeisterei und eines Lippstädter Entsorgungsunternehmens waren bis gegen 23 Uhr im Reinigungseinsatz. Mit Löschschläuchen, Besen und Schaufeln wurden die Fahrbahnen gereinigt, der verdünnte Schlamm aus der Kanalisation wieder abgesaugt.
Wegen der Vollsperrung bildete sich auf der A 2 ein Rückstau von mehr als 15 Kilometern Länge. Auf der überlasteten Umleitungsstrecke von Altenhagen nach Hillegossen zur nächsten A 2-Auffahrt Bielefeld-Zentrum standen die Autos bis tief in die Nacht Stoßstange an Stoßstange. Lkw-Fahrer Jens L., der den Transport mit verschweißter Klappe am Auflieger fortsetzten durfte, erwartet eine Anzeige wegen mangelnder Ladungssicherung und eine fünfstellige Rechnung für die Reinigung. - Die A 2 war übrigens in nur sechs Wochen das zweite Mal gesperrt: Am 24. November hatte am Bielefelder Berg ein Lkw gebrannt.

Artikel vom 04.01.2006