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Tiere nach Knallerei in Todesangst

Sennestadt (ho). Geradezu dramatisch stapeln sich im Sennestädter Tierheim an der Kampstraße die Verlustmeldungen von entlaufenen Hunden und Katzen. Grund: die Silvester-»Knallerei«. Allein am Tag nach Neujahr gingen im Tierheim elf Meldungen von Tieren ein, die in der Silvesternacht von zu Hause »Reißaus« genommen hatten.

Barbara Snelting, Leiterin des vom Tierschutzverein Bielefeld betriebenen Tierheims: »Die Leute sind einfach unvernünftig, haben trotz des lauten Spektakels ihre Tiere mal eben in den Garten gelassen. Ohne zu bedenken, welche Tortour das für die lärmempfindlichen Vierbeiner ist.« Und die verängstigten Tiere verschwanden dann im Dunkel der Nacht.
»Die meisten tauchen irgendwann wieder auf, finden den Weg allein nach Haus oder werden aber auch von Spaziergängern aufgegriffen und zu uns gebracht. Leider wird das eine oder andere Tier aber auch überfahren, wenn es in Todesangst davongerannt ist. Wir müssen den Besitzern dann die traurige Nachricht übermitteln«, sagt die engagierte Tierheimleiterin.
Positiv hat sich die Vermittlungsquote von Hunden, Katzen und Kleintieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen in den Weihnachtsferien entwickelt. »Wobei kein Tier als Weihnachts-Überraschungsgeschenk abgegeben wurde«, versichert Barbara Snelting. »Die Familien haben einfach die freie Zeit genutzt, um sich die Entscheidung für ein Haustier gut zu überlegen und sich gemeinsam Hund, Katze oder Kleintier auszusuchen.«
Allein vom 23. Dezember bis zum 31. Dezember 2005 wurden 24 Katzen und 17 große oder kleine Hunde an neue Besitzer abgegeben. »Eine außerordentlich hohe Vermittlungsquote«, freut sich Barbara Snelting, die allerdings auch sorgenvoll auf die nächsten Monate blickt. »Wie viele Tiere, die in Zoohandlungen als Weihnachtsgeschenk gekauft wurden, den Beschenkten Ýzu vielÜ werden, stellt sich meist erst in einem halben bis dreiviertel Jahr heraus. Dann ist der Zugang bei uns wieder entsprechend groß.«
Und bevor sich jemand für ein Tier aus dem Heim entscheidet, gibt es reichlich Gelegenheit, sich über die Besonderheiten der künftigen Hausgenossen zu informieren, entweder im Tierheim oder auch mal bei einem »Probewohntag«. »Dann stellt man schnell fest, ob sich die Tiere in ihrer neuen Umgebung wohl fühlen und zu ihrem neuen Frauchen oder Herrchen passen.«
Im vergangenen Jahr vermittelte das Tierheim in Sennestadt 1919 Hunde und Katzen (jeweils etwa zur Hälfte) sowie 450 Kleintiere. »Über mangelndes Interesse können wir uns nicht beklagen«, meint Snelting. Gerade das Internet habe neue Vermittlungschancen eröffnet. »Teilweise kommen die Interessenten von weither, sogar an die Nordsee haben wir schon Hunde vermittelt«, sagt die Tierheimleiterin, die besonders stolz darauf ist, »dass auch Problemtiere ein tolles neues Zuhause gefunden haben.«
Nach der »Inventur« am letzten Tag des alten Jahres beläuft sich der aktuelle Bestand im Tierheim auf 87 Katzen, 46 Hunde, 45 Kleintiere und 47 Igel.
»Letztere kamen zu uns ins Tierheim, weil sie zu leichtgewichtig waren und den Winter nicht in freier Natur überlebt hätten.« Im Frühjahr werden die »aufgepäppelten« Stacheltiere von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Tierheims wieder ausgewildert.

Artikel vom 03.01.2006